Jürgen Bickert steht vor seiner Fleischerei in der Hand hält er einen Teller mit Nutria-Ragout

Fleischer in Essen verkauft Nutria-Ragout

In der Fleischerei Bickert in Essen gibt es Ragout vom Nutria. Jürgen Bickert verwertet die selbstgeschossenen Tiere lieber, als sie wegzuschmeissen.

Von Lukas Zachos

Auch wenn es für manche erstmal komisch klingt: Der Essener Fleischermeister und Jäger Jürgen Bickert hat einen hohen Ethik-Anspruch. "Ich habe ein Problem damit, ein Tier zu töten und wegzuwerfen", sagt er. Ihm ist wichtig, dass die Tiere, die er jagt auch möglichst verarbeitet werden.

So auch die Nutrias, die er in Schermbeck an einem Gelände eines Landwirts jagt. Die Nutrias sorgen dort für Probleme. Unter anderem sorgen ihre Höhlen für Einsturzgefahr und sind somit auch ein Gesundheitsrisiko für Pferde.

Nutria/Bieberratte im Wasser

Ein Nutria im Wasser.

Die in Schermbeck erlegten Tiere verarbeitet Jürgen Bickert in seiner Fleischerei in Essen-Schönebeck unter anderem zu Nutria-Ragout. Die Idee kam ihm bei einer kalten Gänsejagd, in deren Anschluss er ein warmes Gulasch für "die Jungs" kochte – aus Nutriafleisch.

Mutti-Test

Vor seinem Laden steht Jürgen Bickert mit einem Kunden, der gerade Nuutria-Ragout probiert.

Den Kunden schmeckt's.

Den obligatorischen Härtetest musste das Gericht bei seiner Mutter bestehen: "Meine größte Kritikerin", wie er lachend sagt. "Wenn Mutti sagt ist gut, dann ist gut!" Sowohl Jagd-Kollegen als auch Mutti waren überzeugt vom Nutria-Ragout.

Der Trick vom Fleischer: Erst servieren und probieren lassen und dann im Anschluss verraten, um was für ein Fleisch es sich handelt. "Rind!", da ist sich ein Kunde der Fleischerei Bickert sicher. Gemeinsam mit dem Fleischer-Meister steht er vor dem Laden und probiert.

Klingt komisch, schmeckt aber nicht so

Auf einem bleuen Teller liegt ein Ragout

So sieht es aus, das Nutria-Ragout.

Der Kunde schaut nicht schlecht, als er erfährt, dass er gerade Nutria-Fleisch verzehrt hat. Es schmeckt ihm aber sichtlich. Bickert beschreibt den Geschmack als "positiv enttäuschend". Soll heißen: lecker, aber nicht ungewöhnlich.

Bei seinen Kundinnen und Kunden kommt das Ragout gut an. Laut Metzgermeister greifen diese wohl hauptsächlich zu, um mal etwas Neues zu probieren. Und vielleicht schmeckt es ja sogar.

Über dieses Thema berichten wir auch im WDR-Fernsehen in der Lokalzeit Ruhr am 18. Januar, 2023.