Esmira Pezic hat Glück gehabt: Die 32-Jährige ist angehende Erzieherin. Im letzten Sommer hat sie ihre Ausbildung in Issum am Niederrhein noch starten können. Sie hält den Beruf der Erzieherin für einen der wichtigsten überhaupt: "Kinder sind unsere Zukunft."
Sie ist eine von insgesamt 20 Auszubildenden der AWO Kleve und macht eine sogenannte PIA, eine "Praxisintegrierte Ausbildung". Nachfolger wird es nun wohl nicht mehr geben. Die AWO Kleve hat bereits allen Bewerbern für ihre acht Kitas absagen müssen - schweren Herzens.
Ausbilden kostet die Träger viel Geld
Eine der letzten Auszubildenden der AWO Kleve: Esmira Pezic
"Die Ausbildung kostet uns 20.000 Euro, davon bekommen wir 8.000 gefördert. Und das reicht natürlich nicht," sagt Davis Kruss vom AWO Kreisverband Kleve. Der AWO Kreisverband Kleve ist aktuell der erste Träger, der aus Geldmangel keine Erzieher mehr ausbilden will.
Jürgen Otto, der Vorsitzende des AWO-Verbands Niederrhein, befürchtet, das Beispiel Kleve könnte Schule machen: "Egal, ob es Dortmund, Essen, Duisburg, Oberhausen oder Essen ist, wir haben nicht genug Geld im System. Und wir werden über kurz oder lang Einbußen hinnehmen müssen. Und das führt dazu, dass die ein oder andere Ausbildungsstätte geschlossen werden muss."
Geldspritze vom Land war zu wenig
Das Land hat bereits 100 Millionen Euro an die kommunalen Jugendämter ausgezahlt. Pro Einrichtung sind das aber nur bis zu 12.000 Euro. Und davon soll jede Vollzeitfachkraft noch 3.000 Euro Inflationsausgleich erhalten. Eine Rechnung, die nicht aufgeht, sagt die AWO.
Der Bedarf für das bis zum Sommer laufende KiTa-Jahr sei insgesamt fünfmal höher als die nachgeschobenen 100 Millionen. So blieben also immer noch 400 Millionen Euro offen für die die Träger in Vorleistung und an ihre Reserven gehen. Die Sorge: Der Rotstift bei der Ausbildung ist womöglich erst der Anfang.
- Unsere Quellen:
- Reporter vor Ort
- Finanzministerium NRW
Wir berichten am 22.02.2024 über dieses Thema auch in der Lokalzeit Duisburg.