Schlag im Kampf gegen Kindesmissbrauch
Aktuelle Stunde . 08.10.2024. 42:36 Min.. UT. Verfügbar bis 08.10.2026. WDR. Von Martina Koch.
Kindesmissbrauch-Netzwerk: Sechs Festgenommene, zwei aus NRW
Stand: 08.10.2024, 20:34 Uhr
Ermittlern ist ein Schlag gegen Kindesmissbrauch gelungen, sechs Männer wurden festgenommen, zwei aus NRW, aus Minden und Jüchen. Die Ermittler haben eine Plattform im Darknet ausgehoben, auf der kinderpornografisches Material verbreitet wurde.
Von Hanna Makowka
Der Duisburger Polizei und Mitarbeitern der Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime Nordrhein-Westfalen (ZAC NRW) ist ein großer Schlag gegen ein Kindesmissbrauch-Netzwerk gelungen. Sie haben eine Plattform im Darknet ausgehoben, auf der Missbrauchsdarstellungen an Kindern und Jugendlichen hochgeladen und verbreitet wurde. NRW-Justizminister Limbach sprach am Dienstagmorgen bei einer Pressekonferenz von einem "Paukenschlag". Täter könnten sich nicht verstecken - "auch nicht im Darknet."
NRW-Innenminister Reul und NRW-Justizminister Limbach geben Einblick in die Ermittlungen
Die Plattform war seit 2019 ein Forum für Material, das sexualisierte Gewalt gegen Kinder zeigte. "Damit gehörte sie zu den langlebigsten Plattformen dieser Art", so NRW-Innenminister Reul. Die Webseite sei mittlerweile abgeschaltet. Reul bedankte sich am Dienstag bei allen Einsatzkräften dafür, dass sie "sich nicht gescheut haben, immer wieder auf diese Plattform zu gehen, sich abscheuliche Fotos und Videos angeschaut haben, nach Hinweisen zu Tätern gesucht haben.“ Er sei "zutiefst beeindruckt" und der Einsatz für die Gesellschaft, insbesondere für die Kinder, sei "unermesslich".
Wo fanden die Ermittlungen statt?
Die Ermittlungen dazu laufen bereits seit April 2020 und erfolgten bundesweit. Federführend war dabei die Polizei Duisburg. Ende September haben die Beamten dann Durchsuchungen in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein Razzien bei "führenden Hintermännern" der Plattform durchgeführt. 200 Kräfte waren dabei im Einsatz.
Die sieben Männer im Alter zwischen 43 und 69 Jahren sollen zur Führungsriege der Plattform gehören, zwei von ihnen im Alter von 45 und 56 Jahren sollen aus NRW kommen, aus Minden und Jüchen. Sieben Objekte wurden durchsucht und sechs Personen festgenommen, die aktuell in Untersuchungshaft sind.
Die Tatverdächtigen hätten die Plattform gemeinsam organisiert, aber auch selbst Videomaterial erstellt und verbreitet, so Reul - "und das trotz teilweiser Vorverurteilung, trotz laufender Bewährung, trotz gerichtlich angeordneter Therapie."
Hinweis für Ermittlungen kam von einem Nutzer der Plattform
Den Duisburger Untersuchungen geht die Arbeit von Beamten aus Bayern voran, die gegen eine andere Plattform ermittelt haben. In diesem Kontext hätte es einen Hinweis auf einen Nutzer aus Duisburg gegeben, der sich auf der Plattform registriert, aber "da nicht viel gemacht hatte", so der Duisburger Polizeipräsident Alexander Dierselhuis.
Der Mann sei nach der Anmeldung auf den Webseiten reumütig geworden und hätte seine Zugangsdaten für mehrere Plattformen zur Verfügung gestellt. So seien die Ermittlungen in Duisburg dann ins Rollen gekommen, erklärt Dierselhuis.
Wie viele Personen haben die Plattform benutzt?
Durch die Ermittlungen konnten nicht nur die Hintermänner der Plattform identifiziert werden, sondern auch Nutzer auf der ganzen Welt - die Zahl soll im sechsstelligen Bereich liegen. Mit Abschaltung der Plattform sei "der Szene eine zentrale Anlaufstelle für ihre Widerlichkeiten genommen worden", so Innenminister Reul. Die Ermittlungen seien kein Strohfeuer, sondern ein Flächenbrand.
Umfangreiches Beweismaterial: Allein 13 Terabyte Material auf einem Rechner
Bei den Durchsuchungen wurde "umfangreiches Beweismaterial sichergestellt". Im Einsatz waren auch Spezialkräfte wie Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten, IT-Experten und Datenträgerspürhunde. Die Polizei spricht von über 1.500 Beweismitteln, darunter Laptops und Handys. Dazu kämen rund 100 Umzugskartons mit Videokassetten und DVDs, die noch ausgewertet werden müssen. Die Datenmenge sei unfassbar groß. Alleine auf dem Rechner eines Beschuldigten würden sich mehr als 13 Terabyte Material befinden. "Das entspricht umgerechnet etwa 3,4 Millionen Fotos", so Reul bei der Pressekonferenz. "Wie viel das in Wirklichkeit ist, können wir noch nicht abschätzen."
Bei einem Beschuldigten hätten die Beamten Datenträger in jeder Form gefunden: Magnetbänder, Videokassetten, CDs, DVDs, Festplatten und USB-Sticks. "Er ist über Jahrzehnte jede technische Neuerung mitgegangen, um an sein Material zu kommen", erklärte Polizeipräsident Dierselhuis.
Unsere Quellen:
- Polizei Duisburg
- Pressekonferenz der Duisburger Polizei und Mitarbeitern der Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime