Bundeswehr-Bewerber-Camp in OWL: Zwischen Panzer und Karriereberatung
Stand: 26.07.2023, 19:34 Uhr
Auf den Camps der Bundeswehr in den Sommerferien sollen junge Menschen für das Militär begeistert werden. So erleben Teilnehmende die Karriereberatung zwischen Tarnkleidung und Panzer.
Von Louisa Ewald
Laura Krolik aus Harsewinkel hat eigentlich gerade Semesterferien. Die 22-Jährige studiert Fotografie und Bildmedien an der Hochschule Bielefeld, aber heute taucht sie in einen ganz anderen Alltag ein: Beim Senne-Camp der Bundeswehr marschiert sie in Uniform und in einer Gruppe von 40 jungen Menschen über die grünen Wiesen auf dem Truppenplatz der Bundeswehr in Augustdorf. Fünf Tage lang testet sie den Alltag als Soldatin: Schlafen im Mehrbettzimmer der Kaserne, viel Marschieren und Einblicke in die Arbeit, die sie bei der Bundeswehr erwarten könnte.
Camps in ganz Deutschland
Die Bundeswehr veranstaltet diese Woche ein Bewerber-Camp am Standort in Augustdorf bei Paderborn. Fünf Tage lang können 16- bis 29-Jährige auf dem Truppenübungsplatz leben und Einblick in die Arbeit der Bundeswehr erhalten. Camps dieser Art werden in den Sommerferien bundesweit veranstaltet.
Das Ziel der Bundeswehr: Interesse bei potenziellen Bewerberinnen und Bewerbern wecken. Durch die aktuelle Lage am Arbeitsmarkt wird das immer wichtiger: Die geburtenstarken Jahrgänge gehen in Rente und der Nachwuchs wird von allen Seiten umworben.
Jobs können im Camp getestet werden
"Viele wissen gar nicht, wie vielseitig wir sein können", sagt Hauptmann Maik Thamm. Er leitet das Karriereberatungsbüro der Bundeswehr in Detmold und ist für den Bereich Ostwestfalen-Lippe zuständig. Im Angebot seien viele Ausbildungsberufe und Studienmöglichkeiten.
Am Standort Augustdorf könne man durch seine Größe besonders viel davon zeigen - etwa 3.000 Menschen arbeiten hier. Wer sich für eine Laufbahn bei der Bundeswehr interessiert, soll im Camp testen können, ob der Job wirklich etwas für ihn ist. Das ist auch Lauras Motivation: Sie interessiert sich für den Pressebereich, war sich aber unsicher: Schaffe ich den Alltag - das frühe Aufstehen, den vielen Sport?
Karriereberatung zwischen Tarnkleidung und Panzer
Um 5:30 Uhr beginnt der Tag für Laura und ihre Kameradinnen und Kameraden auf Zeit. Dann gibt es über die fünf Tage verteilt Programm. Vorträge über die Ausbildung werden mit praktischen Teilen gemischt. Heute auf dem Plan: Tarnen und andere mithilfe von Wärmekameras aufspüren.
Dazu sollen sich einige Teilnehmer aus der Gruppe möglichst unkenntlich machen - inklusive Schminke im Gesicht. Die anderen spüren sie dann mithilfe der Wärmebildkameras auf. Auch Laura sieht man in Tarnkleidung und mit braunen und grünen Streifen im Gesicht kaum noch vor dem Grün der Bäume um sie herum.
Nicht jeder Arbeitgeber kann sich so ein Camp leisten
"Es geht darum, Erlebnisse zu schaffen", sagt Thamm dazu. Das gelte für jeden Arbeitgeber, denn im Moment sei die Lage so, dass es einen Bewerbermarkt gebe - also die jungen Anwärterinnen und Anwärter von vielen Unternehmen umworben werden.
Die Möglichkeit, potenziellen Nachwuchs eine Woche lang kostenlos unterzubringen und zu verpflegen, dürften allerdings die wenigsten Unternehmen haben. Um mehr Menschen zu erreichen, wirbt die Bundeswehr außerdem in Sozialen Medien - auch Laura ist über Instagram auf das Camp aufmerksam geworden.
Die Bundeswehr - ein ganz normaler Arbeitgeber?
Lauras Interesse ist geweckt – aber als sie aus dem Panzermodell "Puma" steigt, das die Gruppe am Nachmittag vorgeführt bekommt, ist ihr auch klar, dass sie kein "klassischer" Job erwartet, wenn sie sich für die Bundeswehr entscheiden sollte: "Man weiß natürlich vorher, dass es mit Risiken verbunden ist und man sich auch dazu bereit erklärt, in Krisenregionen zu arbeiten. Mit Familie ist das dann so eine Sache." Dabei denkt sie auch an den Krieg in der Ukraine.
Mobilität, Auslandseinsätze und Waffen gehören dazu
Auch Hauptmann Maik Thamm sagt klar: Zur Arbeit bei der Bundeswehr gehören auch immer die drei Teile "Mobilität, Auslandseinsatz, Dienst an der Waffe". Wenn das für Bewerber ein No Go ist, würde er den Arbeitgeber Bundeswehr nicht empfehlen.
Wie erfolgreich Camps dieser Art tatsächlich sind, ist aktuell unklar: Die Teilnehmenden bewerben sich nicht direkt hier, sondern müssen das bei den für sie zuständigen Stellen tun. Und gerade für die Jüngeren gilt: Die Eltern müssen zustimmen und das Mindestalter von 17 Jahren erreicht sein. Auch Laura wird sich nicht direkt für oder gegen die Bundeswehr entscheiden: Sie will ihr Studium beenden und sich in den verbleibenden eineinhalb Jahren weiter informieren.