Reservistenausbildung der Bundeswehr

Heimatschutz: Bundeswehr sucht hunderte Freiwillige in NRW

Stand: 05.07.2023, 14:52 Uhr

Wer sich in der Bundeswehr engagieren will, aber nicht gleich Soldat werden will, kann Reservist werden. In NRW wird derzeit ein ganzes Heimatschutzregiment aufgebaut. Vor allem Frauen werden gesucht.

Von Christian WolfChristian Wolf

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat vieles verändert - auch hierzulande. So manch einem ist wieder bewusst geworden, dass Freiheit und Sicherheit nicht automatisch immer da sind, sondern auch etwas dafür getan werden muss.

Genau das spürt auch Brigadegeneral Dieter Meyerhoff. Er leitet das seit einigen Monaten bestehende Heimatschutzregiment 2 in Münster, in dem vor allem Reservisten tätig sind. "Das Interesse ist deutlich gestiegen", sagte Meyerhoff am Mittwoch vor Journalisten in Düsseldorf. Der Ukraine-Krieg habe zu einem "deutlich bewussteren Verhalten" geführt.

Die Ernsthaftigkeit ist deutlich gestiegen. Es ist nicht mehr Grillen und Schlauchbootfahren, sondern es ist da der Wunsch nach militärischer Ausbildung und Vorbereitung. Brigadegeneral Dieter Meyerhoff

Doch was ist dieses Heimatschutzregiment überhaupt? Schon länger gibt es über Nordrhein-Westfalen verteilt drei Kompanien, in denen sich Reservisten für den Heimatschutz engagieren. Dabei handelt es sich um Männer und Frauen, die einen ganz anderen Beruf haben und nebenbei noch freiwillig etwas für die Bundeswehr tun. Die Kompanien sind ansässig in Düsseldorf, Unna und Ahlen.

Dieter Meyerhoff, Brigadegeneral Landeskommando NRW

Brigadegeneral Dieter Meyerhoff

Vergleichsweise neu ist, dass sie zusammen nun ein Heimatschutzregiment in NRW bilden. Denn, so Brigadegeneral Meyerhoff, jede Kompanie für sich sei eigentlich nicht einsetzbar. "Sie haben letztendlich keine eigene Versorgung, keine Feldküche, keine Transportmöglichkeiten. Es bedarf also dauerhafter Unterstützung." Das passiere durch die Anbindung an das Regiment. "Wir haben also ein Mehr an Fähigkeiten hier in Nordrhein-Westfalen."

Katastrophenhilfe und Sicherung von Infrastruktur

Wie es der Name schon sagt, ist das Heimatschutzregiment für den Einsatz im Inland konzipiert. Als eine Kernaufgabe bezeichnete Meyerhoff am Mittwoch im Fall der Fälle die "Sicherung von verteidigungswichtiger Infrastruktur" - also Häfen, Brücken oder Bahnanlagen. Hinzu komme die "Überwachung von Räumen" und die Unterstützung, wenn NATO-Kräfte durch Deutschland transportiert werden. Für all diese Aufgaben werde das Heimatschutzregiment mit den Reservisten ausgebildet.

Doch auch abseits von militärischen Aufgaben kommt das Regiment zum Einsatz. Das Stichwort lautet "Not- und Katastrophenhilfe". So halfen Reservisten aus NRW während der Corona-Pandemie oder bei der Flutkatastrophe vor zwei Jahren.

Verdopplung der Reservisten ist das Ziel

Im Moment sind laut Meyerhoff rund 500 Reservisten in dem Regiment aktiv. Perspektivisch sollen es in den kommenden Jahren 1.000 werden - "um Sicherheitsvorsorge zu treffen und besser vorbereitet zu sein", wie es der Brigadegeneral bezeichnet. Es werden also noch hunderte Reservisten gesucht. Hinzu kommen 30 aktive Soldaten, die sich unter anderem um die Ausbildung kümmern.

Viele verschiedene Gruppen - aber wenig Frauen

Denn nicht jeder Reservist oder jede Reservistin war früher mal Berufssoldat und kennt sich aus. "Wir haben auch Ungediente dabei. Also Leute, die vorher gar nichts mit der Bundeswehr zu tun hatten." Für die gebe es spezielle Ausbildungsprogramme. Insgesamt kämen die Reservisten aus allen Teilen der Gesellschaft. Mit dabei seien Akademiker, Studenten oder Handwerker. "Ich brauche keine genauen Spezialisierungen, sondern Leuten, die bereit sind, sich für unser Land einzusetzen."

Nur bei einer Gruppe gibt es offenbar großen Nachholbedarf. So räumte Meyerhoff am Mittwoch auf Nachfrage ein, dass Frauen in dem Regiment "deutlich unterrepräsentiert" seien. Genaue Zahlen habe er nicht. Aber: "Frauen in der Reserve können wir deutlich mehr gebrauchen, als wir haben."

Weitere Themen