Als in diesen Tagen bei den Kölner Eltern die Benachrichtigungen für einen Grundschulplatz eintrafen, flossen in manchen Familien Tränen. Statt in der Wunschschule wurden Kindern Plätze in mehreren Kilometern entfernt liegenden Schulen angeboten. In manchen Fällen kann das bis zu eine Stunde Schulweg bedeuten.
Die meisten Schülerinnen und Schüler werden in Köln zwar in einer Grundschule in der Nähe ihres Elternhauses untergebracht, aber das scheint nicht für alle Kinder zu klappen. Zuvor haben die Eltern bei der Schulanmeldung eine Wunschschule und eine zweite Wahl, die nicht weit entfernt liegt, angegeben.
Widerspruch einlegen
Der auf schulrechtliche Themen spezialisierte Rechtsanwalt Felix Winkler rät Betroffenen, Widerspruch einzulegen. Dann wird überprüft, ob Argumente die für eine wohnortnahe Einschulung sprechen (z.B. Geschwisterkinder, die schon auf der Wunschschule sind) von der Verwaltung berücksichtigt wurden. Wird der Widerspruch abgelehnt, können die Eltern vor dem Verwaltungsgericht klagen.
Rechtliche Schritte nicht immer zielführend
Felix Winkler rät zum Widerspruch.
Der Anwalt weist jedoch darauf hin, dass Schulwege von bis zu einer Stunde in NRW auch für Grundschüler rechtlich als zumutbar gelten. Eltern, die am Ende vor Gericht kein Recht bekommen, gehen sogar die Gefahr ein, später einen noch weiter entfernten Schulplatz zu bekommen, wenn der vorher angebotene Platz inzwischen vergeben ist.
Schulwege von bis zu einer Stunde für 6-Jährige – damit wollen sich die Betroffenen nicht abfinden. Für manche Elternteile wie die betroffene Krankenschwester Biby Titju Pattathanath wäre es nicht möglich, ihre drei Kinder zu versorgen und morgens um sechs Uhr mit ihrer Arbeit im Krankenhaus zu beginnen.
Ein Gefühl von Ohnmacht
Auch die Zahnärztin Bettina Pater wüsste nicht, wie sie dann noch arbeiten soll. Denn zweimal am Tag zur Grundschule und wieder zurück, würden für sie täglich vier Stunden Fahrt mit dem Bus durch Köln bedeuten. Die Betroffenen fühlen sich ohnmächtig und von der Oberbürgermeisterin und der Stadt Köln in Stich gelassen.
Eva-Maria Zimmermann von der Gewerkschaft Wissenschaft und Erziehung.
Köln habe lange Zeit nicht genug Schulen gebaut, sagt Eva-Maria Zimmermann von der Gewerkschaft Wissenschaft und Erziehung. Jetzt müssen das die Erstklässler ausbaden, so die GEW-Geschäftsführerin. Die Stadt Köln lehnt bisher eine Stellungnahme dazu, wie viele I-Dötzchen betroffen sind, ab. Das werde man erst nach Abschluss des Einschulungsprozesses im April tun, so eine Sprecherin.