Schafsrisse in Eitorf vom Wolf?
Lokalzeit aus Bonn. 23.01.2024. 02:40 Min.. Verfügbar bis 23.01.2026. WDR.
Sorge nach Wolfsrissen in Eitorf
Stand: 23.01.2024, 15:08 Uhr
Das LANUV hat jetzt bestätigt, dass die Schafe und Ziegen, die Ende November in Eitorf tot aufgefunden worden waren, von einem einem Wolf gerissen wurden.
Von Jörg Sauerwein
Der Wolfsrüde mit dem offiziellen Kürzel "GW1896m" ist kein Unbekannter im Rhein-Sieg-Kreis. Sein Weg hat ihn aus Bayern entlang des Rheins immer weiter nach Norden geführt, bis er im Jahr 2021 zum ersten Mal in Hennef zwei Schafe gerissen hat. Seitdem hat er allein im östlichen Rhein-Sieg-Kreis bisher insgesamt 34-mal Schafe und Ziegen getötet.
Wolfsberater ärgert sich über mangelnden Schutz
Manchmal ist es nur ein Tier, häufig sind es aber auch gleich mehrere, die dem Wolf zum Opfer fallen. Mal zwei oder drei, auch mal sechs und im Jahr 2023 einmal sogar 13 Schafe. "Anders als die Beutetiere in freier Natur wie zum Beispiel Rehe können die eingezäunten Schafe oder Ziegen nicht vor dem Wolf flüchten", erklärt Wolfsberater Dietmar Birkhahn. Deshalb lasse der Jagdinstinkt des Wolfs ihn die in Panik geratenen Tiere weiter jagen, auch wenn er schon Beute gemacht habe.
Für Birkhahn ist das größte Problem aber nicht der Wolf, sondern die mangelnde Sensibilität der Tierhalter. Denn in den allermeisten Fällen seien die Schafe und Ziegen nicht durch wolfsabweisende Zäune geschützt gewesen. So sei es auch beim jüngsten Fall der sechs gerissenen Tiere in Eitorf gewesen. "Und das, obwohl das Land NRW den Tierhaltern die Kosten dafür zu 100 Prozent erstattet", ärgert sich Birkhahn.
Schäfer sorgt sich um seine Herde
Das kann auch Simon Darscheid nicht nachvollziehen. Er hat gerade eine Herde von 170 ostfriesischen Milchschafen in der Nähe von Hennef auf einer Weide und kontrolliert täglich den 1,20 Meter hohen Wolfszaun, der unter einer Spannung von rund 4.000 Volt steht. Denn sollte ein Wolf daran vorsichtig schnuppern, müsse er beim ersten Kontakt sofort schmerzhaft spüren, dass er den Zaun lieber meiden sollte.
So ein Zaun mache zwar viel Arbeit, sagt Darscheid. Und deshalb könne er einerseits auch verstehen, dass nicht jeder private Tierhalter mit ein paar Schafen diesen Aufwand betreiben will. Auf der anderen Seite ist er überzeugt, dass "Leute, die ihre Schafe nicht gut einzäunen, den Wolf natürlich auch lehren, dass ungeschützte Tiere einfache Beute sind." Und das sei gerade für jemanden wie ihn, der die Schafe beruflich halte, ein schwieriges Thema. Denn schließlich sei er von den Tieren abhängig.
Diskussionen über Abschuss des Wolfs
Darscheid ist der Meinung, der Wolf, der allein im Rhein-Sieg-Kreis so häufig zugeschlagen hat, sollte getötet werden. Denn auch im benachbarten Rheinland-Pfalz hat das Tier schon viele Schafe gerissen. Mit allen anderen Wölfen des so genannten Leuscheider Rudels, zu dem der Wolf "GW1896m" inzwischen gehört, habe er kein Problem. Denn die sind bisher kaum auffällig geworden.
Wolfsberater Birkhahn sieht das allerdings anders. Das Töten des Wolfs sei keine dauerhafte Lösung. Denn man wisse zum Beispiel nicht, welches Tier dann das Rudel übernehme und ob in der Folge nicht ein anderer Wolf in den Schafen leichte Beute erkenne.
Wenn wirklich alle Halter wolfsabweisende Zäune nutzen würden, könnte die Zahl der gerissenen Tiere drastisch sinken, ist Birkhahn überzeugt. Deshalb sollten sich auch private Tierhalter dringend von der Landwirtschaftskammer NRW kostenlos über die Möglichkeiten des Schutzes vor dem Wolf beraten lassen. Damit nicht bald schon wieder weitere Schafe oder Ziegen tot auf einer Weide liegen.
Quelle: WDR-Reporter