Sorge vor dem Wolf im Oberbergischen

Stand: 13.01.2023, 17:05 Uhr

In Radevormwald wurde ein Wolf gesehen. Nicht der erste im Oberbergischen. Jetzt fürchten die Schafzüchter um ihre Weidetiere. Denn in der Nachbarschaft wurden schon mehrere Schafe gerissen.

Das Tier war Anfang Dezember von einer Wildkamera in einem Waldgebiet bei Radevormwald aufgenommen worden. Danach wurden die Bilder vom Landesamt für Umwelt und Naturschutz - kurz LANUV - und von der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf geprüft, bis es Anfang Januar die finale Bestätigung gab: Das fotografierte Tier ist definitiv ein Wolf.

Ein Einzelgänger?

Das Originalfoto des Wolfs aus der Wildkamera

Das Originalfoto des Wolfs aus der Wildkamera

Sorgen brauche man sich laut Landesamt in Radevormwald nicht zu machen. Meist seien einzelne Wölfe männliche Jungtiere, die das Rudel verlassen und bei ihren Wanderungen oftmals mehrere hundert Kilometer zurücklegen. Dabei seien sie zumeist nachts im Schutz der Dunkelheit unterwegs.
Und speziell dieser Wolf habe bisher weder Weidetiere gerissen, noch sich Menschen gezeigt.

Sorgen der Landwirte

Die Landwirte im Oberbergischen beruhigt diese Aussage aber nicht. Denn nur wenige Kilometer von Radevormwald entfernt wurden in den vergangenen Jahren bereits Schafe gerissen: Alleine drei in Halver und weitere in Hückeswagen. Sie lagen zerfetzt und angefressen auf den Weiden - ein grausiger Anblick.

Schafe

Die Weidetierhalter fürchten, dass die Wölfe Rudel gründen und sich im Oberbergischen ansiedeln - und dann noch mehr Tiere reißen, wie etwa in Norddeutschland oder in der Lüneburger Heide. Sie fordern Schutz für ihre Herden, denn Weidetiere im Stall zu halten - das kommt für sie auf Dauer nicht in Frage.

Noch kein Wolfsrudel im Oberbergischen

Dietmar Birkhahn, Wolfsberater beim Landesamt für Umwelt- und Naturschutz, beruhigt. Noch habe sich kein Rudel rund um Radevormwald gebildet. Außerdem ernähren sich Wölfe überwiegend von Wildtieren. Er gibt aber zu:

"Ein Schaf, das geschützt auf einer Weide steht und kaum flüchten kann, ist wesentlich einfacher zu erbeuten. Und wenn der Wolf auf seiner Wanderschaft einer solchen Herde begegnet, dann kann es entsprechend bei ungeschützten Tieren zu solchen Rissvorfällen kommen."

Zäune als Schutz

Hinter Zäunen seien die Weidetiere verhältnismäßig sicher, so Birkhahn. Aber bisher bekommen lediglich Landwirte in Wolfsgebieten Zuschüsse zu Schutzzäunen und anderen wolfsabwehrenden Maßnahmen.

Landwirte, deren Weideflächen nicht in so einem Gebiet liegen, müssen die Zäune selbst zahlen. Ihnen werden bisher lediglich der Verlust der Tiere und die Nebenkosten ersetzt.

Herdenschutz in ganz NRW

Deshalb fordert Wolfsberater Birkhahn ein Umdenken in der Politik. Das Land müsse die Herdenhaltung generell besser schützen und flächendeckend alle Wolfschutzzäune in NRW bezuschussen, so Birkhahn.

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