Stahlkonzern Vallourec

Über 1.000 Vallourec-Arbeiter noch ohne neuen Job

Stand: 19.05.2023, 06:00 Uhr

Die Tore der Vallourec-Röhrenwerke in Düsseldorf und Mülheim schließen Ende des Jahres endgültig. Jetzt zieht der Betriebsrat eine gemischte Bilanz zum Schicksal der 2.400 Beschäftigten, die ihre Jobs verlieren.

Vor einem Jahr hatte Vallourec das Aus für seine Röhrenwerke in Düsseldorf und Mülheim verkündet. Gut 300 Mitarbeiter haben inzwischen eine neue Stelle gefunden. Viele von ihnen gehen zu ThyssenKrupp, Siemens oder Alu Norf, andere kommen bei den Stadtwerken oder bei der Deutschen Bahn unter. Einige machen sich auch selbständig.

Rund 600 Beschäftigte gehen in Frührente. Dazu kommen etwa 100, die dauerhaft erkrankt sind. Schließlich bleiben noch 300 Mitarbeitende bis zum Schluss im Werk, um den Betrieb am Ende endgültig abzuwickeln.

Mehr als 1.000 Beschäftigte noch ohne Job

Bleiben also immer noch weit über 1.000 Menschen, die bislang noch keinen Anschluss-Job haben. Und da wird es nicht für alle leicht, sagt Vallourec-Gesamtbetriebsratschef Vilson Gegic dem WDR: "Vor allem die Über-50-Jährigen, die Jahrzehnte bei Vallourec waren. Die müssen sich schon ziemlich strecken, um etwas Neues zu finden." Die Jüngeren hätten deutlich bessere Karten.

Vallourec-Fachkräfte sind speziell ausgebildet

Die aktuelle Arbeitsmarktlage sei für Fachkräfte sehr gut, sagt Arbeitnehmer-Vertreter Gegic. Alle Beschäftigten von Vallourec seien sehr gut ausgebildet.

Aber der Betriebsrat gibt auch zu bedenken: Die Fachkräfte, die bei Vallourec gearbeitet hätten, seien schon sehr spezifisch ausgebildet. Sie könnten spezielle Maschinen bedienen, die vielleicht andere Betriebe gar nicht haben.

Lage der Beschäftigten: Ernst, aber hoffnungsvoll

Und was so gut wie alle Vallourec-Beschäftigten eint: Sie werden finanzielle Einbußen in Kauf nehmen müssen. Denn die Gehälter beim französischen Konzern seien sehr gut gewesen, berichtet Vilson Gegic.

Insgesamt bewertet er die Situation für die Beschäftigten, die noch keine Stelle gefunden haben, als ernst, aber hoffnungsvoll. Wer bis Januar keinen neuen Job hat, komme zunächst mal in eine Transfergesellschaft. Dort werden Bewerbungs-Trainings angeboten und Jobbörsen veranstaltet.

Hohe Abfindungen für Belegschaft

Immerhin: Im Sozialtarifvertrag, auf den sich die IG Metall und die Vallourec-Konzernleitung geeinigt haben, sind vergleichsweise gute Abfindungen vereinbart. Die liegen deutlich höher, als sie normalerweise bezahlt werden.

Für August ist im Düsseldorfer Vallourec-Werk ein Abschlussfest für die Belegschaft geplant. Dann wird im Stadtteil Rath sicherlich die eine oder andere Träne fließen.

Denn dann geht dort auch ein Stück Industrie-Geschichte zu Ende: Vallourec geht zurück auf die Mannesmann-Röhrenwerke, in denen seit 1899 am Standort Rath die weltberühmten nahtlosen Stahlrohre produziert wurden.