Dori ist kleiner als eine Hand, erst wenige Monate alt, unterernährt und hatte bei ihrer Ankunft noch nicht einmal Fell. Die Stacheln, die die kleine Igeldame schützen sollten, sind verkrümmt. Ohne Hilfe würde sie den kommenden Winter nicht überleben. Fast alle Igel, die in der Pflegestation von Siegeritta Gebauer landen, sind am Ende ihrer Kräfte.
Seit mehr als 20 Jahren päppelt die Igelretterin die Tiere ehrenamtlich in Sankt Augustin mit Spezialnahrung, kleineren Operationen und viel Liebe wieder auf. Allein dieses Jahr hat sie schon 130 Igel wieder ausgewildert. Deutlich mehr als in den vergangenen Jahren. Rund ein Drittel kann sie trotz aller Versuche nicht retten.
Klimawandel und Menschen schaden dem Igel
Dieser Igel wurde von einem Mähroboter am Hinterbein und am Auge verletzt.
Der aktuelle Titel "Tier des Jahres" hilft dem Igel wenig, weiß Siegeritta Gebauer: "Der Klimawandel macht den Tieren zu schaffen. Ab Nachttemperaturen unter 8 Grad sterben Insekten und die Igel haben immer weniger zu fressen." Auch gingen die Tiere zu spät in den Winterschlaf, weil es erst sehr spät im Jahr richtig kalt wird. In Kombination mit dem nassen Wetter ist das für die oft unterernährten Tiere eine tödliche Kombination.
Der Arbeitskreis "Kleine Wilde in Not" schlägt deswegen nicht nur im Rhein-Sieg-Kreis Alarm. Jeden Tag bekommen die Tierretter mehrere hilflose Igel aus der Region gebracht: aus Köln, Brühl, Rheinbach oder sogar aus Neuwied. Gefunden in Gärten oder manchmal auch im Rinnstein auf der Straße.
Tiere sind oft verletzt
Oft sind die Igel abgemagert, verletzt von Rasenmähern oder Trimmern - oder haben Lungenentzündungen und Würmer. Schützende Laubhaufen in Gärten werden meist weggekehrt. Straßen sind für den nachtaktiven Insektenfresser oft eine tödliche Barriere. "Städte sind kein gutes Pflaster für den Igel", sagt Siegeritta Gebauer mit Bedauern in der Stimme.
So können sie Igel versorgen
Wer einen Igel findet, sollte ihn vorsichtig in einen Pappkarton mit Handtuch legen und ins Haus bringen. Damit die oft unterkühlten Tiere wieder warm werden, rät die Igelexpertin, eine lauwarme Wärm- oder PET-Flasche dazuzulegen und ihnen etwas Wasser zu geben. Was danach zu tun ist, wissen Igel-Pflegestellen oder Tierärzte.
Igelschützerin Siegeritta Gebauer hofft darauf, dass sich Menschen mehr um die Tiere kümmern. Besonders in städtischen Gebieten, wo verschlossene Gartentore und Zäune für die nächtlichen Wanderer Hindernisse darstellen.
Siegeritta Gebauer päppelt seit mehr als 20 Jahren kranke Igel wieder auf
"So lange sich am Bewusstsein der Menschen nichts ändert, wildere ich in Städten nicht mehr aus." Für seine ehrenamtlichen Pflegestationen hofft der Arbeitskreis jetzt auf Spenden. Denn so viele pflegebedürftige Igel hatten sie noch nie.
Unsere Quellen:
- Reporterin vor Ort
- Arbeitskreis "Kleine Wilde in Not"