Saisonarbeit auf Feldern: Arbeitsbedingungen weiter prekär
Lokalzeit aus Duisburg. 18.09.2024. 03:12 Min.. Verfügbar bis 18.09.2026. WDR. Von Laura Kasprowiak.
Saisonarbeit auf Feldern: Arbeitsbedingungen weiter prekär
Stand: 18.09.2024, 12:55 Uhr
Niedriglöhne, mangelhafte Unterkünfte: Die Arbeitsbedingungen von Saisonarbeitern sind weiter schwierig, kritisiert eine Studie. Die Durchsetzung von berechtigten Forderungen bleibe.
Im Jahr 2023 wurden rund 400.000 deutsche Landwirte von etwa 240.000 Saisonkräften aus Osteuropa unterstützt – von der Spargelernte bis zur Weinlese. Eine aktuelle Studie der Universität Duisburg-Essen hat die Arbeitsbedingungen der saisonalen Arbeitskräfte untersucht, ob neue gesetzliche Regelungen zu besseren Bedingungen führten.
Reformen durch Pandemie angestoßen
Die Coronapandemie beschleunigte Reformen in der Landwirtschaft. Sowohl das Bundesministerium für Arbeit und Soziales als auch die EU haben neue Regelungen zu Arbeitszeiten, Löhnen und Sozialversicherungen eingeführt.
Ein Beispiel war der Erdbeerpflückerstreik in Bornheim 2020, der zur Gründung deutsch-rumänischer Arbeitsgruppen führte. Prominentestes Ergebnis der Kooperation ist die Pflicht zur Krankenversicherung der oft auf Minijob-Basis für bis zu 70 Tage beschäftigten Wanderarbeiter.
Studie: Unzureichende Unterkünfte, niedrige Löhne
Saisonarbeiter sticht Spargel
Trotz gesetzlicher Änderungen kritisiert der Bericht, dass viele Wanderarbeiter weiterhin unter schlechten Bedingungen arbeiten. Niedrige Löhne, Verstöße gegen Arbeitszeitgesetze und unzureichende Unterkünfte sind nach wie vor an der Tagesordnung.
Dr. Georg Barthel von der Universität Duisburg-Essen hebt hervor, dass "ohne regelmäßige Kontrollen und stärkere Gewerkschaften die bestehenden Probleme kaum zu lösen sind. In der Landwirtschaft fehlen bisher tragfähige Strukturen für eine effektive Interessenvertretung."
Der Report macht deutlich: Die tarifliche und betriebliche Interessenvertretung ist in der landwirtschaftlichen Saisonarbeit weitgehend nicht existent. Dadurch fehlen entscheidende Institutionen, die Mindeststandards und bessere Arbeitsbedingungen durchsetzen könnten.
Netzwerk "Faire Landarbeit" macht Angebote
Das Netzwerk "Faire Landarbeit" von Gewerkschaften und Organisationen bietet zwar Unterstützung an, aber diese Angebote werden von den Arbeitskräften nur selten genutzt. Viele vergleichen ihre Arbeitsbedingungen mit denen ihrer Heimatländer und bewerten diese als akzeptabel.
Barthel ordnet ein: "Neue rechtliche Regelungen bedeuten nicht, dass diese auch konsequent durchgesetzt werden. Damit Letzteres erfolgt, bedarf es regelmäßiger Kontrollen, aber auch eines funktionierenden Systems der industriellen Beziehungen."
Um jedoch langfristig bessere Arbeitsverhältnisse durchzusetzen, fordert die Studie eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Gewerkschaften, Beratungsstellen und den Saisonarbeitern.
Quelle:
- Institut Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen