Für Hanna Kaltenborn war der Überfall ein einschneidendes Erlebnis. Die 40-Jährige kam gerade aus ihrer Mittagspause zurück, als zwei Unbekannte die Mitarbeiterin der Stolberger Stadtverwaltung erst beleidigten, dann verfolgten und schließlich niederschlugen. Am helllichten Tag, auf einem kleinen Spazierweg, direkt neben einem Gymnasium. Opfer und Polizei gehen nach der Tat von einem transfeindlichen Motiv aus.
Angriff direkt neben dem Arbeitsplatz
Hanna Kaltenborn verlor bei dem Angriff das Bewusstsein, das Blut lief ihr über das Gesicht, erzählt sie. Schüler seien herbeigeeilt und hätten für Hilfe gesorgt. Auch drei Wochen nach der Tat hat sie Angst, diesen Weg alleine entlang zu laufen.
Die 40-Jährige arbeitet direkt neben dem Tatort im Stolberger Bürgerservice. Sie wurde im Körper eines Mannes geboren, lebt aber als Frau - vor drei Jahren hat sie sich geoutet. Manchmal werde sie von Fremden komisch angeschaut, sagt sie, doch die meisten Menschen reagierten positiv. In ihrem Umfeld fühle sie sich gut aufgehoben. Ihre Kollegen, ihre Freunde und ihre Familie akzeptierten sie so, wie sie ist.
Solidarität von Stadtverwaltung und Bürgern
Der Überfall hat ihren Arbeitgeber, die Stadtverwaltung Stolberg, schockiert. Bürgermeister Patrick Haas war neben dem Notarzt und der Polizei einer der ersten bei ihr, nachdem sie überfallen worden war. "Transfeindlichkeit hat genauso wie jegliche Gewalt oder jeglicher Hass gegen Personen, die anders aussehen, denken oder sexuell orientiert sind, in Stolberg keinen Platz", betont er.
Auch auf Facebook reagierte die Stadtverwaltung auf den Angriff. Sie betont: "Wir stehen für Offenheit, Toleranz und die Wertschätzung von allen Menschen." In den Kommentaren unter dem Solidaritätsposting meldeten sich außerdem viele Bürger, die sich an Hanna Kaltenborns Seite stellen.
Die 40-Jährige freut sich über den Rückhalt und wünscht sich bundesweit mehr Aufklärung über trans Menschen - denn das würde zu mehr Akzeptanz in der Gesellschaft führen. Die Polizei fahndet derzeit nach den Tätern. Mittlerweile haben sich mehrere Zeugen gemeldet.