Eitorf: Gemeinde verliert größten Arbeitgeber

Lokalzeit aus Bonn 20.03.2024 03:10 Min. Verfügbar bis 20.03.2026 WDR Von Tobias al Shomer

WDR 5 Stadtgespräch: Keine Perspektive für Eitorf

Stand: 22.03.2024, 08:08 Uhr

Eitorf, eine 20.000-Seelen Gemeinde, ist im Krisenmodus. Der größte Arbeitgeber der Region, der Automobilzulieferer ZF, hat beschlossen, sich spätestens 2027 aus der Region zurückzuziehen.

Von Tobias Al Shomer

"Das sind Fragen, die wir hätten vor drei Jahren klären können", beschwert sich der Eitorfer Paul Hüsson zum Schluss der Sendung. Zuvor hatten Bürgermeister Rainer Viehof und IG Metall-Bonn/Rhein-Sieg-Chef Michael Korsmeier erklärt, dass jetzt Potentiale identifiziert werden müssten, um eine Perspektive zu entwickeln.

Schließungspläne lange bekannt

Übersetzt bedeutet das: es gibt noch keine Perspektive für Eitorf. Dabei gibt es konkrete Schließungs-Pläne von ZF seit Ende September 2022, also seit eineinhalb Jahren.

Blick aufs Podium

Podium beim Stadtgespräch

Lange Zeit hatten sowohl ZF als auch die Mitarbeiter gehofft, dass ein Investor das Werk mit einem neuen Geschäftsmodell übernehmen würde, doch die Verhandlungen scheiterten. Seit dem WDR 5-Stadtgespräch ist klar, es war der einzige Trumpf, auf den Gemeinde und Gewerkschaften gesetzt haben.

18 Monate verschwendet

Bis zum 1.1.2028 bleibt noch Zeit für eine Anschlusslösung. Spätestens dann zieht sich ZF zurück - aus wirtschaftlichen Gründen. In Eitorf entwickelt und produziert der Konzern Stoßdämpfer. Die will er in Zukunft in der Türkei billiger herstellen lassen.

Einen Plan wie es danach weitergehen soll gibt es noch nicht und es gibt offenbar nicht Mal lose Ideen.

Stadtgespräch aus Eitorf: "ZF" Eitorf macht dicht.

WDR 5 Stadtgespräch 21.03.2024 55:57 Min. Verfügbar bis 21.03.2026 WDR 5


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Bittere Zeiten für Eitorf drohen

Eine WDR-Redakteurin reicht einer Frau im Publikum ein Mikrofon für einen Wortbeitrag

Auch das Publikum diskutierte mit

Die ganze Region gilt als strukturschwach. Die Arbeitslosenquote ist hoch, das Durchschnittseinkommen gering. Wenn es nicht gelingt, den Verlust der Arbeitsplätze zu kompensieren, geht Eitorf bitteren Zeiten entgegen. Dann würde die Kaufkraft weiter schwinden.

Dabei hat Eitorf viel zu bieten als Standort: eine gute Infrastruktur, bezahlbaren Wohnraum und die schöne Sieg-Landschaft.

Ein ungeschliffener Rohdiamant

Eigentlich, sagt Paul Hüsson nach der Sendung, sei Eitorf ein roher Diamant. Der müsse nur geschliffen werden.

Die CDU-Bundestagesabgeordnete Elisabeth Winkelmeier-Becker schwört die kritischen Bürger darauf ein, zusammenzuhalten und an einem Strang zu ziehen. Wie Eitorf aus der Krise kommen könnte, kann sie an diesem Abend auch nicht aufzeigen.  

Quellen:

  • WDR-Reporter vor Ort

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