ZF-Schließung in Eitorf

ZF-Schließung: "Für Eitorf ist es eine Katastrophe"

Stand: 20.03.2024, 19:50 Uhr

Das Eitorfer Werk des Automobilzulieferers ZF schließt spätestens Ende 2027: 690 Jobs fallen bis dahin weg. ZF ist der größte Arbeitgeber der Region. Die Gemeinde steht vor großen Herausforderungen und fühlt sich damit alleingelassen.

Von Tobias Al Shomer

Seit Jahren kreist über dem ZF-Werk an der Bogestraße das Schreckgespenst "Schließung". Im September 2022 hatte der Konzern seine Pläne öffentlich gemacht, wollte damals aus wirtschaftlichen Gründensogar schon zwei Jahre früher schließen. Dass der Konzern die Produktion jetzt doch erst bis Ende 2027 auslaufen lässt, ist ein Erfolg der Mitarbeiter.

Mitarbeiter haben Druck gemacht

Die hatten mit mehreren Demos Druck gemacht und den Konzern schließlich zur Verlängerung bewegt. Bis Ende 2025 sind betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen. Doch für Betriebsrat Heiko Höfer reicht das nicht. Er arbeitet seit 42 Jahren im Eitorfer Werk. Der Konzern habe auch eine soziale Verantwortung, so Höfer. Er erwarte, dass ZF helfe, eine Fortführung zu ermöglichen.

Verlagerung in die Türkei

Doch auf WDR-Anfrage erklärt ZF klar: Spätestens Ende 2027 ist Schluss. Bis dahin ist die Verlagerung der Produktionslinien, die erhalten werden sollen, abgeschlossen. In Eitorf werden Stoßdämpfer produziert und entwickelt, unter anderem für Porsche und VW. In Zukunft sollen die in der Türkei produziert werden. Da ist es günstiger.

Die Region stellt das vor große Herausforderungen. Eitorf gilt als strukturschwach. Die Arbeitslosenquote ist hoch, das Durchschnittseinkommen niedrig. Es ist eine der ärmsten Kommunen in NRW.

Strukturschwache Region

Gemeinde Eitorf

Sorgen, wie sich die Gemeinde entwickelt

Mit ZF schließt bald der größte Arbeitgeber. Es sind nicht nur die 690 Arbeitsplätze, die wegfallen. Da hingen viel mehr dran, erklärt Bürgermeister Rainer Viehof (parteilos). 1.500 Menschen könnten mittelbar betroffen sein. Das ist knapp ein Drittel aller Beschäftigten in Eitorf.

Wenn diese Arbeitsplätze nicht durch Neuansiedlungen kompensiert werden, droht dem Haushalt weitere Belastung. Arbeitslosengeld-Empfänger geben weniger Geld aus, Geschäfte machen dann weniger Umsatz und können schließlich auch nur weniger Steuern zahlen. Es ist eine unheilvolle Dynamik.

Was kommt nach ZF?

Vor 20 Jahren hat sich mit "Wolle Schöller" der letzte große Arbeitgeber aus der Region verabschiedet. Auf dem Firmengelände haben sich inzwischen viele kleine Firmen angesiedelt und neue Arbeitsplätze geschaffen.

Die Gewerkschaft IG Metall Bonn-Rhein-Sieg erklärt, dass es aber eben keine Jobs im verarbeitenden Gewerbe seien, sondern zu 70 Prozent Dienstleistungs-Jobs. Die würden schlechter bezahlt. Deshalb macht sich die Gewerkschaft dafür stark, einen Industrie-Konzern für die ZF-Nachfolge zu finden.

Investoren halten sich zurück

Doch das gestaltet sich schwierig. Zuletzt scheiterten aussichtsreiche Gespräche mit einem Investor. Mit der schwierigen Aufgabe eine Perspektive für Eitorf zu entwickeln, fühlt sich die Gemeinde alleingelassen.

Bürgermeister Rainer Viehof zeigt sich enttäuscht, dass aus Berlin und auch aus der Landeshauptstadt Düsseldorf bislang kaum Unterstützung gekommen sei. Dabei hat Eitorf als Standort für Firmen viel zu bieten: bezahlbaren Wohnraum, guten ÖPNV und natürlich die schöne Sieg-Landschaft.

Am 21.3.2024 wird das WDR 5-Stadtgespräch von 20 bis 21 Uhr live aus Eitorf ausgestrahlt. Thema: Was, wenn große Arbeitgeber gehen?

Adresse: Theater am Park, Brückenstraße 31, 53783 Eitorf

Einlass ab 19:30 Uhr, Eintritt frei.

Unsere Quellen:

  • WDR-Reporter vor Ort
  • Presseanfragen ZF
  • Betriebsrat ZF Eitorf
  • Gewerkschaft IG Metall Bonn-Rhein-Sieg

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