"Habe ich danach noch Zeit für eine Zigarette?", fragt Navid Azadi vor dem Interview. Klar. Nervös? "Auf jeden Fall. Vor allem, weil es zum ersten Mal vor einem professionellen Publikum ist." Navid hat in Bonn Informatik studiert, vor zwei Jahren seinen Master gemacht und lebt jetzt in Köln. Gleich wird er die Lösung seines Teams "Baulotse" vorstellen.
Bauen für die Klimawende: Stadtwerke rechnen mit Ärger
In der Jury sitzen unter anderem Urs Reitis, Geschäftsführer von Bonn-Netz, und Calvin Deppisch. Er leitet den Bereich Konzernentwicklung bei den Bonner Stadtwerken. Sie haben sich die Aufgabe ausgedacht. Und die ist ziemlich konkret und vor allem real: "Wie lösen wir das Akzeptanzproblem im Netzausbau für die Klimawende der Stadt Bonn?"
Die hat in diesem Bereich ehrgeizige Ziele und das bedeutet in den nächsten Jahren: Noch viel mehr Baustellen als heute schon. Große Baustellen. Denn die Stadt setzt vor allem auf Fernwärme und für die brauche es eine Menge "dicker Rohre" unter den Straßen.
Klar, der städtische Konzern hat selbst auch Ideen, versichern die beiden Manager, aber "wir wollten auch mal out-of-the-box denken und vor allem denken zulassen." Und dafür sei so ein Hackathon ideal.
Nur 48 Stunden Zeit für eine Lösung
Dritter Platz und 500 Euro.
Allerdings ist das Thema eher ungewöhnlich. Ursprünglich gedacht waren solche Wettbewerbe für Hacker, die im Auftrag von Firmen unter Zeitdruck nach IT- Lösungen oder Software-Schwachstellen suchen sollten. In der Regel haben sie dafür 24 bis 48 Stunden Zeit.
Navid Azadi, Emanuel Caricato und Dunya Keskin fühlten sich anfangs von der Aufgabe fast ein wenig überfordert. "Wir sind IT-Menschen. Bei so einem konkreten Problem hätte ich mich zum Beispiel über einen Bauingenieur im Team gefreut." Immerhin, mit Imants Sütcü ist wenigstens ein BWLer an Bord.
Gemeinsam präsentieren sie der Jury und den anderen Teams ihre Lösung.
Die Idee: Sie wollen die vorhandene Informationsstruktur nutzen. Die Screens an Haltestellen, in Bussen und Bahnen als Infoflächen nutzen. Und wo es diese Screens nicht gibt, sollen sie installiert werden.
"Die Menschen sollen sich die Informationen über die Baustellen nicht selbst suchen müssen", erklärt Navid Azadi. Für die Präsentation gibt‘s viel Applaus, aber vier andere Teams kommen noch.
Starke Konkurrenz: Die haben alle Ahnung
Die Jury in Aktion.
Nur eine knappe Stunde benötigt die Jury für ihre Entscheidung. Am Ende freuen sich Navid Azadi und sein Team über Platz drei und 500 Euro. "Ihr habt ein sehr simples Konzept auf die Beine gestellt, was sehr einfach zu kommunizieren ist", lobte Jurymitglied Olivia Lukasiewicz die „Baulotsen".
Der Sieg ging an "Oneway" aus Hamburg. Das Team überzeugte mit einem QR-Code-Konzept und einer fertigen Info-Webseite. Der Lohn: 1.750 Euro fürs Team und eine Einladung zu einem Workshop nach Bonn.
"Die Ansätze von ,Oneway‘ sind für uns so vielversprechend, dass wir daran gerne gemeinsam weiter arbeiten wollen", sagt BonnNetz-Geschäftsführer Urs Reitis. Und die Baulotsen? Die 500 Euro sind bereits verplant. Reisekosten für den nächsten Hackathon.
Hinweis: In einer früheren Version hatten wir geschrieben, dass für die BonnNetz-Geschäftsführung die Ansätze von "Daylight" so vielversprechend sind, dass sie daran gerne gemeinsam weiterarbeiten wollen. Das haben wir korrigiert.
Unsere Quellen:
- Stadtwerke Bonn
- Reporter vor Ort