Gegen Ende vergangenen Jahres sah es schon einmal so aus, dass das Heim schließen müsste, aber es wurde doch noch übernommen. Wie kann es sein, dass nur viereinhalb Monate nach Übernahme des Heims der Betreiber jetzt pleite ist?
Das Geld scheint knapp zu sein: Die Mitarbeiter haben zuletzt im Februar ihr Gehalt bekommen. Im März und April wurde nichts bezahlt. Zuletzt konnte das Heim nicht Mal mehr den Caterer bezahlen. Die Versorgung der Bewohner war nicht mehr gewährleistet.
Stadt Bonn reagiert
Der Einrichtungsleiter Ruben Vela Caneiro zog vor zwei Wochen die Reißleine und informierte die Heimaufsicht der Stadt Bonn. Die entschied schließlich, dass die Bewohner raus müssen. Alle haben einen neuen Platz gefunden. Für zwei der Bewohner sah es aber lange schlecht aus. Für sie kam erst heute Nachmittag die erlösende Nachricht: Sie kommen in Heimen außerhalb Bonns unter.
Traurige Mitarbeiter
Für die Bewohner ist die Zeit im Pflegeheim Sankt Agnes vorbei.
Schon am Morgen fahren Transporter der Malteser vor. Sie holen die Bewohner ab und bringen sie in die neuen Einrichtungen. Ein trauriger, bitterer Tag. Viele hatten gehofft, dass Sankt Agnes ihr letzter Wohnsitz bleibt. Auch die Mitarbeiter sind sichtlich angefasst, als die Menschen, um die sie sich Jahre lang gekümmert haben, in Rollstühlen rausgefahren werden.
Das ist auch der Grund, warum sie zuletzt quasi ehrenamtlich hier gearbeitet hätten, sagt Pfleger Dirk Pfeifer. Das habe er nur für die Menschen hier gemacht. Die liegen ihm am Herzen. Für ihn und seine Kollegin Selina Dreher sind die letzten Monate eine Berg- und Talfahrt der Gefühle gewesen, die jetzt leider im Tal endet.
Verbindung zu Pflegeheim in Siegburg
Hinter der Betreibergesellschaft des Sankt Agnes Stifts in Bonn steckt derselbe Unternehmer, der auch schon in die Pleite des Pflegeheims in Siegburg im vergangenen Jahr involviert war. Deshalb ermittelt noch immer die Staatsanwaltschaft Aachen gegen ihn. Doch das wird beim Übertrag eines Pflegeheims wohl gar nicht geprüft. Die Prüfung der Zuverlässigkeit erfolge meist nur über ein Führungszeugnis, erklärt ein langjähriger Einrichtungsleiter.
Die Mitarbeiter des Sankt Agnes-Pflegeheims brauchen sich immerhin um ihre Zukunft keine Sorgen machen. Sie dürften auf dem Arbeitsmarkt heiß begehrt sein, denn Pflegekräfte werden dort immer händeringend gesucht und können sich ihren Arbeitgeber in der Regel aussuchen.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporter