Mahnmal zum Brandanschlag in Solingen mutwillig beschädigt
Lokalzeit Bergisches Land. 19.08.2024. 02:40 Min.. Verfügbar bis 19.08.2026. WDR. Von Christian Licht.
Mahnmal zum Brandanschlag in Solingen mutwillig beschädigt
Stand: 19.08.2024, 20:36 Uhr
Das Mahnmal in Solingen erinnert an die Opfer des Brandanschlags, die fünf türkischstämmigen Mädchen und Frauen der Familie Genç. Zum ersten Mal seit seinem Bestehen wurde es mutwillig beschädigt.
Am frühen Morgen des 29. Mai 1993 hatten vier junge Solinger aus dem extrem rechten Milieu ein Feuer im Haus der Familie Genç gelegt. Fünf türkischstämmige Mädchen und Frauen kamen bei dem Anschlag ums Leben, 17 Menschen wurden verletzt. An die Opfer dieses Verbrechens erinnert das Solinger Mahnmal am Mildred-Scheel-Berufskolleg. Unbekannte haben es jetzt beschädigt, zum ersten Mal in seiner 30-jährigen Geschichte.
Stählerne Figuren zerreißen ein Hakenkreuz
Zwei stählerne Figuren, die ein Hakenkreuz zerreißen, umrahmt von geschmiedeten Ringen: Das Mahnmal der Solinger Jugendhilfe-Werkstatt wurde ein Jahr nach dem Brandanschlag aufgestellt. Der Gedenkort ist Jahr für Jahr gewachsen, auch nach 30 Jahren kommen neue Ringe hinzu: von Menschen, die mit ihrem Namen gegen Rechtsextremismus und Rassismus stehen wollen. Insgesamt sind es inzwischen mehr als 7.000. Jetzt wurden zahlreiche dieser Ringe mutwillig abgeschlagen oder abgebrochen, das hat die Polizei dem WDR bestätigt.
Ringe mutwillig beschädigt
Ringe mit eingravierten Namen von Gegnern rechter Gewalt
Die Technischen Betriebe Solingen (TBS) hatten die beschädigten Ringe in die Jugendhilfewerkstatt gebracht. "Bei 44 Ringen kann man Spuren von Hebelwerkzeug erkennen. Die Ringe lagen neben dem Mahnmal auf dem Boden. Sie wurden teilweise abgehebelt und es wurden größere Teile abgebrochen. Hier wurde gezielt versucht, Ringe vom Mahnmal abzulösen", sagt Winfried Borowski von der Jugendhilfewerkstatt. Ob Ringe entwendet wurden, sei noch nicht festzustellen. Die meisten herausgebrochenen Ringe seien am Tatort zurückgelassen worden.
"Wir waren vor Ort und haben eine Spurensuche durchgeführt. Jetzt suchen wir noch Zeugen, denen etwas Verdächtiges aufgefallen ist. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass es sich um einen ausländerfeindlichen Hintergrund oder um eine politisch motivierte Tat handelt", sagt ein Polizeisprecher. Eine entsprechende Strafanzeige liegt vor.
Der Schaden wird begutachtet
Derweil ist Winfried Borowski mit der Kontrolle an den Schäden an dem Mahnmal beschäftigt - Tausende Ringe, Tausende Namen von Menschen, die hier ein Zeichen gegen Rassismus setzen wollen. Seit mehr als 30 Jahren wird so an den Solinger Brandanschlag erinnert. Das nun zum ersten Mal größere Teile des Mahnmals zerstört wurden, hat Winfried Borowski schockiert.
Unsere Quellen:
- Solinger Tageblatt
- Polizei Solingen
- WDR Reporter vor Ort