Erstes "smartes" Wohnquartier in Bedburg

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Erstes "smartes" Wohnquartier in Bedburg

Stand: 12.04.2024, 18:37 Uhr

Eine neue Wohnsiedlung in Bedburg soll in Sachen Klimaschutz bundesweit Vorbild werden. Denn dort werden weder Gas noch Kohle oder Heizöl gebraucht.

Von Stephan Pesch

Auf den ersten Blick ist er nicht schön. Ein grauer Betonklotz auf einer etwa 400 Quadratmeter großen Fläche - direkt an der Straße zum "Smart Quartier" von Bedburg-Kaster. Aber hinter dem grauen Beton steckt die Energiezentrale der neuen Wohnsiedlung, ihr Herzstück. Von da aus werden alle Gebäude versorgt. Mit grünem Strom, der wiederum Wärmepumpen antreibt, die für angenehme Temperaturen im Winter wie im Sommer sorgen sollen.

Windpark liefert grünen Strom

Der grüne Strom kommt von einem Windpark, nicht weit von der neuen Wohnsiedlung entfernt. Er wird gemeinschaftlich von der Stadt Bedburg und RWE betrieben. Zusätzlich würden im "Smart Quartier" auch Erdwärme und Restwärme des Abwassers genutzt, sagt Stefan Küppers, Technikvorstand der Westenergie.

Heizungsraum

Die EON-Tochter ist für die Energiezentrale verantwortlich. Küppers hält das Modell in Kaster für zukunftsweisend: "Ziel der ganzen Anlage ist es ja, eine CO2-freie Energieversorgung hinzubekommen und das ist für einen einzelnen viel schwieriger als für ein ganzes Quartier. Und wir können die Wärme-Erzeugung über die Nutzung von Abwasser und das Erdkollektorfeld über 90 Prozent CO2 neutral durchführen. Das ist für den einzelnen auch kaum möglich."

Klimaschutz hat seinen Preis

In der neuen Wohnsiedlung ist noch längst nicht alles fertig. Immer wieder fahren Lkw hinein. Auch Baumaschinen kurven auf den Straßen herum. Alle Häuser wurden nach dem Faktor-X-Prinzip gebaut, heißt: Genutzt wurden natürliche Materialien wie Holz und Naturdämmschichten. Verarbeitet wurden aber auch Recycling-Baustoffe.

Die Idee dahinter: In allen Phasen des Gebäudes - also vor, während und nach dem Bau - sollen möglichst viele Treibhausgase vermieden und Ressourcen sowie Energie eingespart werden. Das hat aber seinen Preis: Ein Bauherr, der nicht namentlich genannt werden will, spricht von etwa 600.000 Euro für sein Einfamilienhaus, das er auf einem etwa 380 Quadratmeter großen Grundstück gebaut hat. Klimaschutz sei gut, aber auch teuer, sagt er.

Sind elektrische Quartiere die Zukunft

Die Grundstücke in Kaster hat die Stadt Bedburg zur Verfügung gestellt. Der Andrang war so groß, dass gelost werden musste. Gut vier Jahre lang ist dann gebaut worden und Bedburgs Bürgermeister Sascha Solbach sagt, dass Klimaschutz im Wohnungsbau für höhere Kosten sorgen kann:

Smart Quartier in Bedburg

"Sicherlich zu Beginn. Die Investition in die idividuell gebauten Häuser ist höher, als wenn man traditionell baut. Allerdings muss man es auf den Lebenszykus betrachten. Dadurch, dass wir ein gemeinsames Wärmenetz haben, mit einer zentralen Energieversorgung, da rechnet sich das nach hinten raus wieder anders. Wenn ich natürlich alle zehn Jahre umziehe, dann ist das natürlich schwierig."

Solbach ist sich aber sicher: Das elektrische Revier in Kaster werde in den nächsten 50 Jahren Vorbildfunktion für den Wohnungsbau in ganz Deutschland haben. Denn in Bedburg sei jetzt bewiesen worden, dass standardmäßige Reihen oder Mehrfamilienhäuser nicht nur ressourcenschonend, sondern preiswert gebaut werden könnten.

Erstes "smartes" Wohnquartier in Bedburg

WDR Studios NRW 12.04.2024 00:37 Min. Verfügbar bis 12.04.2026 WDR Online


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