Bonner Grüne sauer auf Kirche und IHK: Runder Tisch abgesagt

Stand: 04.10.2023, 20:00 Uhr

Was hat die Katholische Kirche mit der Bonner Verkehrswende zu tun? Das fragen sich viele, seit der Stadtdechant Wolfgang Picken offen Partei für eine Initiative der IHK Bonn-Rhein-Sieg ergriffen hat.

Von Josef Kaiser

Mit einem Foto fing alles an

Mit einem Foto fing alles an. Wolfgang Picken und der IHK-Präsident Stefan Hagen posierten im August vor einem Kampagnen-Motiv am Bonner Münster. Gemeinsam werben sie für mehr Vernunft bei der Verkehrswende. Bis heute kann der Stadtdechant die Aufregung darum nicht nachvollziehen.

"Wenn wir als Kirche in einer Stadt kontroverse Debatten wahrnehmen, Polarisierung und Verärgerung, ist es vielleicht gerade Aufgabe von Kirche, die nicht in politische Mandate eingebunden ist, vermittelnd einzugreifen“, rechtfertigt Wolfgang Picken seine Initiative für einen Runden Tisch. 

Grüne: Stadtdechant ist nicht neutral

Für die Grünen, die stärkste Fraktion im Bonner Rat, vermittelt der Stadtdechant allerdings nicht. "Für mich hat er damit neutrales Gelände verlassen“, sagt Fraktionschefin Annette Standop. "Wir waren überrascht darüber, dass er sich als Repräsentant aller Katholiken hier in Bonn so festlegt.“ 

Die Partei höre aus vielen Ecken auch ganz andere Stimmen. Dass die Grünen jetzt beim Runden Tisch nicht mitmachen wollen, sei aber keine Retourkutsche, stellt sie klar.

Runder Tisch ohne Fahrradlobby

Die Grünen stören sich vor allem daran, dass Wolfgang Picken zum Start nur Politik und Wirtschaft dabei haben möchte. Andere Gruppen wie zum Beispiel die Fahrradlobby, sagt er, würden das Thema nur unnötig emotionalisieren. "Jetzt geht es wirklich erst mal um einen zivilisierten, kultivierten, guten Dialog zwischen diesen beiden Gruppierungen und das ist als Aufgabenstellung für einen runden Tisch schon reichlich.“

IHK: Betriebe erwarten Probleme durch Verkehrswende

Die IHK wehrt sich mit ihrer aktuellen Kampagne gegen die angeblich wirtschaftsfeindliche Verkehrswende der grün-geführten Ratskoalition.  Autos würden durch diese Politik zunehmend aus der City verdrängt.

Laut einer internen Umfrage befürchten 73 Prozent der Mitgliedsbetriebe deshalb wirtschaftliche Probleme. Sieben Prozent fühlten sich in ihrer Existenz bedroht. "Wir sind auch für die Verkehrswende“, sagt der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Michael Fark. "Aber wir müssen bei wichtigen Maßnahmen diejenigen, die direkt betroffen sind, auch vorab einbinden und dann gemeinsam starten.“

Runder Tisch soll im November starten

Der Runde Tisch soll voraussichtlich im November an den Start gehen. Aber macht der nach der Absage der Grünen überhaupt noch Sinn? Stadtdechant Wolfgang Picken hofft, dass es sich die Fraktion noch einmal anders überlegt. Zumal er es sich vorstellen kann, den Runden Tisch später auch für andere Gruppen zu öffnen.