Lokalzeit Bonn: 145.000 Euro auf Schulkonto in Windeck

02:44 Min. Verfügbar bis 11.08.2025 Von Tobias al Shomer

145.000 Euro auf Schulkonto in Windeck: Affäre führt zu Rücktritt

Stand: 11.08.2023, 19:49 Uhr

Ein Schulkonto mit 145.000 Euro Guthaben sorgt für viel Wirbel an der Gesamtschule in Windeck. Die Schulleiterin trat am Freitag von ihren politischen Ämtern zurück.

Von Tobias Al Shomer

Obwohl das neue Schuljahr in NRW gerade erst begonnen hat, ist an der Gesamtschule in Windeck im Rhein-Sieg-Kreis schon jetzt klar, dass es kein guter Start werden wird. Seit 2012 existiert die Gesamtschule in Windeck mit Standorten in den Ortsteilen Rosbach und Herchen.

Kurz nach der Gründung eröffnete die Schule ein Konto bei der Kreissparkasse. Darauf sollten Eltern das Geld für Schulbücher und Klassenfahrten einzahlen. Zudem sollten Fördergelder für Schulprojekte oder Sprachkurse für Geflüchtete hier verbucht werden.

Glücklicher Fehler

Anfang 2021 zeigt die Bank der Gemeinde Windeck an, dass auf dem Konto über 140.000 Euro liegen und Strafzinsen fällig würden. Warum die Gemeinde benachrichtigt wird, ist unklar. Sie ist zwar Schulträger, das Konto steht aber in keiner Verbindung zur Gemeinde.

Rückblickend ist es ein glücklicher Fehler, denn so kommt alles raus. Bürgermeisterin Alexandra Gauß (B'90/Die Grünen) schaltet eine Landesbehörde ein, um den hohen Kontostand zu untersuchen: Die Gemeindeprüfungsanstalt (gpa).

"Im Sinne der Eltern und unserer Schule haben wir die Initiative ergriffen und proaktiv die Aufklärung angestoßen." Alexandra Gauß, Bürgermeisterin von Windeck

Verdachtsfälle persönlicher Bereicherung

Die gpa legt Mitte 2021 ihren Bericht vor und findet zahlreiche Mängel. Es sei gegen Haushaltsrecht verstoßen worden. Offenbar stoßen die Prüfer auch auf mehrere Verdachtsfälle persönlicher Bereicherung.

So sei mit Fördergeldern, die der Kreis für ein Naturschutzprojekt angewiesen hat, ein Wander-Outfit gekauft worden, erklärt Jürgen Gansauer von der FDP. Außerdem soll ein Amazon-Prime-Account über das Konto abgerechnet worden sein, der von Lehrern auch privat genutzt worden sei.

Fehlerhafte Stellungnahme

Frontale Ansicht auf das Gebäude und einen Eingang der Gesamtschule in Windeck

Ein Schulkonto einer Gesamtschule in Windeck sorgt für Aufregung

Die Schule weist die Vorwürfe zurück. Der hohe Kontostand resultiere aus falscher Kontenführung. Außerdem seien während der Corona-Pandemie Veranstaltungen ausgefallen, für die bereits Geld eingesammelt worden sei, erklärt die Gesamtschule in einer Stellungnahme auf ihrer Homepage. Auch habe sich niemand persönlich bereichert.

Es wird auch auf die Verantwortung der Gemeinde als Schulträger verwiesen. 2012 habe der damalige Bürgermeister bei der Kontoeröffnung mitunterschrieben.

Doch WDR-Recherchen legen nahe, dass diese Behauptung falsch ist. Es gibt keine Unterschrift eines Windecker Bürgermeisters, erklärt Jürgen Ganshauer von der FDP und verweist auf den Bericht der gpa. Die habe das auch festgestellt. Auch Dirk Bube von der SPD bestätigt das. 

Konsequenzen nach Konto-Affäre

Offenbar ist die Schule von ihrer Verteidigungsstrategie selbst nicht mehr überzeugt. Schulleiterin Melanie Grabovy ist auch Grünen-Politikerin und stellvertretende Bürgermeisterin Bonn. Am Freitagnachmittag erklärte sie ihren Rücktritt von allen kommunalpolitischen Ämtern.

Scheinbar eine Reaktion auf die aktuelle Situation an ihrer Schule. Die Bezirksregierung Köln weiß auch seit zwei Jahren von den Vorwürfen. Auf WDR-Anfrage erklärt ein Sprecher, dass dienstrechtliche Konsequenzen geprüft würden.