Niedereimer: Was ändert sich in einem möglichen Merz-Kanzlerdorf?
Stand: 30.01.2025, 06:00 Uhr
Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz wohnt im 2000-Einwohner-Dorf Niedereimer bei Arnsberg. Dort ist aktuell ein Thema omnipräsent: Vielleicht werden wir bald Kanzlerdorf?
Von Corina Wegler
Niedereimer schwebt zwischen Stolz und Verunsicherung: Stolz, weil längst nicht jedes kleine Dorf einen so prominenten Einwohner hat. Und Verunsicherung, weil eigentlich niemand ganz genau sagen kann, was sich im Ort verändern wird, wenn Friedrich Merz Kanzler werden sollte. Spekuliert wird jede Menge.
Für die Sicherheit des Bundeskanzlers ist das Bundeskriminalamt zuständig. Im Fall Merz ist aber auch die örtliche Polizei im Hochsauerland im Spiel. Und die sagt nur so viel: Eine Arbeitsgruppe bereitet sich schon seit einigen Wochen auf eine eventuelle Kanzlerschaft von Merz vor.
Merz' Nachbarn blicken gespannt in die Zukunft
Peter Erb ist der Nachbar von Friedrich Merz
Wie viele andere auch macht sich Merz‘ Nachbar Peter Erb Gedanken, was wohl nach dem 23. Februar anders werden könnte im Dorf: "Wir wissen nicht, ob wir mit Ausweisen im Auto an irgendeiner Schranke vorbei müssen. Oder, ob es eine ständige Polizeipräsenz gibt. Wir sind gespannt."
In Niedereimer liegt alles nah beieinander. Mittendrin das Gelände vom Sportverein, Kreisligist und Aufstiegskandidat. Dort wird überlegt, ob man den Sportplatz künftig noch von allen Seiten betreten darf.
"Wir haben auch schon scherzhaft philosophiert, ob wir anmelden müssen, wer zu Gast kommt und dann Passierscheine ausgeben", sagt der 1. Vorsitzende des TuS Niedereimer, Christian Kunze.
Christian Kunze, 1. Vorsitzende des TuS Niedereimer
Einmal ist es sogar schon ganz konkret geworden: Es gab eine Anfrage der Polizei: "Ob wir Räumlichkeit hätten, die wir für die Wachmannschaften zur Verfügung stellen könnten, damit die sich aufwärmen, Pause machen und zur Toilette gehen können." Der Sportverein hätte es gemacht, hat aber bislang nichts mehr gehört.
Auch der Schützenverein wird unter die Lupe genommen
Angeblich sollen auch Polizeibeamte die Vogelstange der St. Stephanus Schützenbruderschaft besichtigt haben. Ist das fröhliche Vogelschießen künftig dort nicht mehr möglich?
Hauptmann Holger Weber der St. Stephanus Schützenbruderschaft
Hauptmann Holger Weber gibt sich gelassen. Der Schießstand werde eh schon regelmäßig kontrolliert: "Und die Wahl wird garantiert kein Anlass sein, die Tradition zu brechen."
Eine Veränderung bemerken die Menschen in Niedereimer jetzt schon: "Wir haben deutlich mehr Polizeipräsenz", sagt Anwohnerin Uschi Kirss.
Uschi Kirss hat Friedrich Merz schon bei dessen Wahlkampf in den 1990er Jahren begleitet. Sie zeigt stolz ein Foto, dass das gesamte CDU-Team am Waffel-Wahlkampfstand zeigt. Und hofft, dass er auch künftig noch zur Mitgliederversammlung erscheint: "Er weiß, dass wir für ihn gekämpft haben. Das wird er belohnen."
Sportverein hofft mit seinem Waffelstand vom Wahltag zu profitieren
Die Straße zum Sportverein heißt "Zur Friedrichshöhe"
Der TuS Sportverein hofft, schon am Wahltag vom Kanzlerkandidaten-Hype zu profitieren: Die benachbarte Schützenhalle ist Merz‘ Wahllokal und, wenn er wählen geht, ist zumindest Medienaufkommen garantiert. "Da werden wir Waffeln und Kaffee anbieten und damit was für unsere Mannschaftskasse verdienen", sagt Christian Kunze.
Vielleicht könnte man dem prominenten Dorfbewohner ja anbieten, den Platz gegen eine größere Spende in Friedrich Merz-Stadion umzubenennen…nicht nötig, winkt Vorsitzender Christian Kunze lachend ab: "Der heißt ja schon "Zur Friedrichshöhe"."
Unsere Quellen:
- Polizei Hochsauerlandkreis
- TuS Niedereimer
- St. Stephanus Schützenbruderschaft Niedereimer
- Uschi Kirss, CDU-Ortsverbandsvorsitzende Niedereimer-Breitenbruch
- Reporterin vor Ort in Niedereimer