Rettungsmedaille für Fluthelfer: Leben riskiert, um andere zu retten

03:32 Min. Verfügbar bis 06.07.2024

Rettungsmedaille für Fluthelfer: Leben riskiert, um andere zu retten

Stand: 06.07.2023, 09:21 Uhr

Bei der Flutkatastrophe am 14. und 15. Juli 2021 verloren 49 Menschen aus Nordrhein-Westfalen ihr Leben. Ohne mutige Helfer wie Florian Leeser aus Wuppertal und Benedikt Skirlo aus Solingen wären es noch viel mehr geworden.

Von Georg Lembeck

"Sie haben ihr Leben riskiert, um andere Leben zu retten." Als NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) den gefährlichen Einsatz in der Flutnacht schildert, hört Nancy Skirlo genau hin. Denn so genau hat sie selten gehört, welches Risiko ihr Mann Benedikt und sein Kollege Florian Leeser in jener Nacht vor zwei Jahren eingegangen sind, um drei Menschen aus den reißenden Fluten der Wupper zu bergen.

"Mein Mann hat mir danach erzählt, dass da was war, dass sie Menschen aus der Wupper geborgen haben. Aber wie bedrohlich das war, habe ich erst viel später von der Feuerwehr in Solingen erfahren", erzählt Nancy Skirlo.

Mit dem Harvester durch die Wupper-Fluten

Hochwasser in der Wupper

Unimog der Feuerwehr in Not

Während die beiden Forstwirte neben dem Rednerpodest in der feierlich geschmückten Staatskanzlei in Düsseldorf stehen, erzählt der Ministerpräsident, wie sie mit einem Harvester in die immer weiter steigende Wupper fahren. Ein Unimog der Solinger Feuerwehr war von den Wassermassen eingeschlossen, wurde nur noch durch ein paar Bäume gehalten.

Eigentlich eine Baumrückmaschine

Der Harvester der Flutretter

Im Wagen saßen zwei Feuerwehrleute und ein Anwohner, den die Einsatzkräfte in Sicherheit bringen wollten. Hubschrauber oder Strömungsretter waren so schnell nicht verfügbar. Deshalb sichern die beiden Forstwirte Benedikt Skirlo und Florian Leeser ihr Rückefahrzeug, mit dem man sonst schwere Baumstämme aus dem Wald holt, mit einer Seilwinde – und fahren in den reißenden Fluss.

Lebensgefahr ausgeblendet

"Ich hätte nie gedacht, dass die Wupper so breit sein kann wie der Rhein. Das kann man sich nicht vorstellen", schildert Benedikt Skirlo die Situation in der Flutnacht. Florian Leeser steht während des Einsatzes im strömenden Wasser – immer wieder drohen er und das Fahrzeug mitgerissen zu werden. Er weist seinem Kollegen den Weg – und muss immer vor Treibgut warnen.

Feierliche Zeremonie

Die Flutretter mit Familie

Denn die Wupper hat alles mitgerissen: Gastanks, Holzhütten, Baumstämme, Wohnwagen. Dass sie sich in dem Moment in Lebensgefahr begeben, realisieren die beiden Retter kaum. "Man ist in so einer Situation so mit Adrenalin geladen, dass man das vielleicht einfach ausblendet", sagt Skirlo.

Drei Menschen gerettet

Eine Stunde dauert der Rettungseinsatz, den Ministerpräsident Wüst in seiner Ansprache ausführlich schildert. Am Ende können die drei Menschen in dem Feuerwehr-Unimog erreicht werden. Auf der Motorhaube klammern sie sich fest, als der Harvester sich rückwärts aus den Fluten kämpft.

Rettungsmedaille für Flutretter

Rettungsmedaille des Landes NRW

"Weil Sie sich selbst in Lebensgefahr begeben haben, um andere zu retten, verleihe ich Ihnen die Rettungsmedaille des Landes Nordrhein-Westfalen", so Wüst. Unter dem Applaus der anwesenden Gäste gehen sie zurück zu ihren Plätzen. Dort bewundert zuerst Benedikt Skirlos Tochter Nele die Medaille und Urkunde.

Stolz und Bescheidenheit

Florian Leeser und Benedikt Skirlo sehen nach der Verleihung ein bisschen stolz, aber auch erleichtert aus. So im Mittelpunkt zu stehen, ist eigentlich nicht ihr Ding, sagen sie. "Rund um diesen zweiten Jahrestag kommen schon sehr viele Presseanfragen. Ich bin froh, wenn das jetzt wieder nachlässt", erzählt Florian Leeser.

Gruppenfoto mit Ministerpräsident

18 Flutretter wurden vom Ministerpräsidenten ausgezeichnet

Aber auch, wenn sie nicht so gerne darüber sprechen: Benedikt Skirlo und Florian Leeser haben das Leben dreier Menschen in den Fluten retten können, weil sie ohne zu zögern bereit waren, alles Menschenmögliche dafür zu tun.