Platznot wegen Microsoft: Digitale Wirtschaft drängt ins Rheinische Revier
Lokalzeit aus Köln. 24.05.2024. 03:12 Min.. Verfügbar bis 24.05.2026. WDR. Von Stephan Pesch.
Platznot wegen Microsoft: Digitale Wirtschaft drängt ins Rheinische Revier
Stand: 24.05.2024, 17:49 Uhr
An der A61 bei Bedburg haben die Arbeiten für ein neues Gewerbegebiet begonnen. Das Unternehmen Microsoft will hier ein Rechenzentrum bauen. Die Ankündigung des US-Konzerns sorgt für eine hohe Nachfrage aus der Wirtschaft - und die ist größer als das Flächenangebot.
Von Stephan Pesch
In Höhe der Anschlussstelle Bedburg an der der A61 graben sich die Schaufeln großer Bagger tief in die Erde. Der Boden wird an manchen Stellen aufgeschüttet, an anderen auf LKW geladen und abtransportiert. Weitere Laster bringen geschredderten Beton zur Baustelle.
Gebaut werden die Zufahrten für ein gemeinsames Gewerbegebiet der Städte Bedburg, Bergheim und Elsdorf. Insgesamt ist die Fläche 44 Hektar groß. Auch Microsoft will hier bauen: 18 Hektar sind für ein Rechenzentrum des US-Konzerns reserviert. Seit das bekannt ist, stehen in den Rathäusern die Telefone nicht mehr still.
Microsoft lockt digitale Wirtschaft an
An einem großen Tisch im Rathaus der Stadt Bergheim beugen sich drei Bürgermeister über einen Plan. Es ist der Plan des gemeinsamen Gewerbegebiets an der A61. Sascha Solbach, Bürgermeister von Bedburg, Andeas Heller, Bürgermeister von Elsdorf und der Hausherr, Bergheims Bürgermeister Volker Mießeler, haben auf den ersten Blick ein Luxusproblem.
Die Nachfrage nach Bauland rund um das geplante Micorsoft Rechenzentrum ist größer als das Flächenangebot. Die Interessenten sind Unternehmen aus der digitalen Wirtschaft, beispielsweise Betreiber von Digitalparks, Softwareunternehmen, Telekommunikationskonzerne und Entwickler von Künstlicher Intelligenz.
Digitalparks an den Tagebauen Garzweiler und Hambach?
Das US-Unternehmen Microsoft baut in der Nähe von Bedburg ein neues Rechenzentrum
Die Bürgermeister von Bedburg, Bergheim und Elsdorf wollen keinem Unternehmen, dass sich hier ansiedeln will, einen Korb geben. Denn sie alle im Rheinischen Revier befürchten den Absturz, sollten nach dem geplanten Kohleasstieg keine neuen Arbeitsplätze entstehen.
In einem Brief an die nordrhein-westfälische Landesregierung fordern die drei Revierkommunen grünes Licht für weitere Gewerbebiete. Ihr Vorschlag: Unternehmen aus der digitalen Wirtschaft sollen sich auf rekultivierten Flächen an den Tagebauen Garzweiler und Hambach ansiedeln dürfen.
Land NRW fordert Bestandsaufnahme
Von links: Sascha Solbach (Bürgermeister Bedburg), Ina Scharrenbach (NRW-Ministerin Bau, Kommunales und Digitalisierung), Volker Mießeler (Bürgermeister Bergheim), Andeas Heller (Bürgermeister Elsdorf)
Hinter verschlossenen Türen sitzen am Mittag Vertreter mehrerer Revierkommunen zusammen mit Ina Scharrenbach im Bergheimer Ratsaal. Scharrenbach ist NRW-Ministerin, zuständig unter anderem für Kommunales, Bau und Digitalisierung.
Die CDU-Politikerin fordert die Städte im Rheinischen Braunkohlerevier auf, Flächen zu benennen, auf denen eine Ansiedlung von Unternehmen aus der digitalen Wirtschaft möglich sein könnte. Sich dabei nur auf die rekultivierten Flächen an den Tagebauen zu konzentrieren, hält Ina Scharrenbach für falsch:
Die drei Revierkommunen Bergheim, Bedburg und Elsdorf fordern vom Land NRW nun Tempo. Microsoft sei für das Rheinische Revier die bislang größte Chance für das Gelingen des Strukturwandels, sagen die drei Bürgermeister.
Unsere Quellen:
- Stadt Bedburg
- Stadt Elsdorf
- Stadt Bergheim
- NRW-Ministerium für Bau, Kommunales und Digitalisierung
- Reporter vor Ort
Über dieses Thema berichten der WDR am 24.05.2024 auch im Fernsehen und im Hörfunk auf WDR2.