Hochwasserbilanz Leverkusen und Bergisches Land

Nach Flut in Leverkusen und im Bergischen - Wiederaufbau kommt voran

Stand: 14.07.2022, 20:43 Uhr

Nicht nur in der Eifel und im Ahrtal hat die Flut vor einem Jahr schwere Schäden angerichtet. Auch Teile des Bergischen Landes und Leverkusens waren betroffen. Noch heute sieht man Spuren der Verwüstung, doch vielerorts ist Neues entstanden.

Von Erik Butterbrodt

Als Lucia und Hans-Dieter Heinzen ihre komplett sanierte Wohnung in Leverkusen betreten, beginnen beide zu lächeln. Es ist die Wohnung, die sie vor einem Jahr vom Hochwasser verwüstet, zurücklassen mussten. "Ich weiß noch genau, als wir damals ins Haus kamen und die Wohnungstür eingetreten werden musste. Ich kam in die Wohnung und konnte es nicht fassen." Schlamm, völlig zerstörte Möbel, alles unbrauchbar. Die Heinzens hatten alles verloren. Das Wasser stand bis zur Decke. Doch dann kam die Hilfe der Menschen. Sie wurden spontan für zehn Tage von einem jungen Paar aus der Stadt aufgenommen. Danach wohnten sie in Langenfeld und zuletzt für zehn Monate in Hilden.

Schwere Schäden durch Hochwasser an Wupper, Dhünn und Sülz

So sahen in Leverkusen einige öffentliche Gebäude im Juli aus

So sahen in Leverkusen einige öffentliche Gebäude im Juli aus

In Leverkusen waren die Stadtteile Opladen, Schlebusch und Alkenrath am stärksten betroffen. Im Klinikum Leverkusen spielten sich in der Nacht zum 15. Juli 2021 dramatische Szenen ab, als man beginnen musste die Intensivstation zu evakuieren. Am Tag darauf folgte das komplette Krankenhaus. Das Hochwasser der Dhünn war ins Klinikum eingedrungen. Auch in Overath und Bergisch Gladbach richteten die Fluten schwere Schäden an. In Rösrath waren 2000 Haushalte betroffen, ein Mann kam ums Leben.

Städte streben besseren Hochwasserschutz an

In Rösrath haben Anwohner, die in unmittelbarer Nähe zur Sülz wohnen, angefangen, den Zaun auf ihrem Grundstück durch eine Mauer gegen das Hochwasser zu ergänzen. Die Rösrather Bürgermeisterin Bondina Schulze (B90/Grüne) berichtet: "Wir wollen die Menschen künftig noch besser informieren bei Starkregenereignissen. Wir haben letztes Jahr auch sofort eine potenzielle Bebauungsfläche direkt an der Sülz aus dem Plan genommen. Dort kann jetzt nicht mehr gebaut werden. Sie dient als Überflutungsfläche bei Hochwasser." In Leverkusen errichtet die Stadt ab August einen Deich zwischen zwei solcher Überflutungsflächen, um ein Wohngebiet und ein Seniorenzentrum zu schützen.

Wiederaufbau läuft - riesige Solidarität zwischen Menschen

Viele Menschen können bis heute noch nicht zurück in ihr Haus oder ihre Wohnung. Viele berichten davon, nur langsam oder noch gar keine Wiederaufbauhilfe bekommen zu haben. Auch städtische Gebäude sind noch nicht wieder alle in Betrieb. Das Rathaus in Rösrath ist in Teilen immer noch Baustelle. In Leverkusen-Opladen wird die Theodor-Heuss-Realschule voraussichtlich bis 2023 dicht bleiben. Allein hier entstand ein Schaden von rund 16 Millionen Euro.

Doch die Spenden- und Hilfsbereitschaft der Menschen untereinander war nach der Flut riesig. Auch das Ehepaar Heinzen hatte Glück: "Jeder hat uns gefragt, was wir brauchen. Unsere Tochter und eine Studentin aus Leverkusen haben uns bei der Beantragung von Fluthilfegeldern geholfen." Nun können Lucia und Hans-Dieter Heinzen ihre neue, alte Wohnung wieder beziehen und einrichten. In den nächsten Tagen gibts die Schlüssel von der Wohnungsgenossenschaft.