Rentner überfallen und getötet - Mordprozess in Köln
00:38 Min.. Verfügbar bis 14.05.2026.
Rentner überfallen und getötet - Mordprozess in Köln
Stand: 14.05.2024, 13:23 Uhr
Es soll eine besonders brutale Tat gewesen sein. Junge Männer überfallen im Rhein-Erft-Kreis einen 85-Jährigen. Der Rentner stirbt. Die mutmaßlichen Täter nimmt die Polizei in 200 Km Entfernung fest.
Von Markus Schmitz
In der ruhigen Wohngegend in Pulheim bei Köln schockiert eine Nachricht im September 2023 die Bewohner. Ein Rentner liegt tot im Keller seines Hauses. Seine Verletzungen deuten auf eine Gewalttat hin. Weil der 85-Jährige nicht zu erreichen war, machten sich Angehörige, Mitarbeiter eines Pflegedienstes und Nachbarn Sorgen.
Auto mit fremdem Kennzeichen
Einsatzkräfte der Polizei verschaffen sich daraufhin Zugang zum Haus und finden den Bewohner. Früh geht die Polizei davon aus, dass es zuvor einen Einbruch gegeben haben muss. Zeugen haben davon berichtet, dass in der möglichen Tatzeit, ein Auto mit Osnabrücker Kennzeichen in der Straße geparkt haben soll. Und tatsächlich bringt das die Ermittler auf die Spur.
Mitte September meldet die Polizei, dass sie in Osnabrück zwei Männer im Alter von 19 und 20 Jahren festgenommen hat. Diese "Heranwachsenden“ sitzen nun seit heute im Kölner Landgericht auf der Anklagebank. Viele fragen sich nach der Verbindung zwischen den jungen Männern aus Osnabrück und dem Rentner aus Pulheim.
Söhne des Getöteten als Nebenkläger im Gerichtssaal
Im Kölner Landgericht begleiten die Söhne des Getöteten als Nebenkläger den Prozess. Sie sitzen den beiden Angeklagten direkt gegenüber. Die jungen Männern äußern sich nicht zu den Vorwürfen. Sie sprechen aber über ihre "Person". Beide sind in Syrien zur Welt gekommen und mit ihren Familien wegen des Krieges geflüchtet.
Einer der beiden ist mit neun Geschwistern aufgewachsen. Er hatte Probleme in der Schule, saß zwischenzeitlich im Arrest und war zuletzt Hilfsarbeiter einer Spedition für ein Möbelhaus. Diesen Job musste er aufgeben, wie er sagt, weil er Rückenprobleme bekommen hatte.
Staatsanwaltschaft vermutet Vorgeschichte mit Dachreparatur
Zu Beginn des Verfahrens deutet der Vorsitzende Richter an, dass es ein wichtiges Dokument in den Akten gibt. Dabei gehe es um eine Anzeige des Rentners gegen eine Gruppe von Männern, die ihn vor dem Überfall in vergangenen September dazu überredeten, Arbeiten an seinem Dach auszuführen.
Offenbar wurden diese Arbeiten nicht richtig erledigt, so dass der Rentner die Handwerker wegen Betruges anzeigte. Gleichzeitig könnte es aber auch so gewesen sein, dass die angeblichen Dachdecker, während ihrer Zeit am Haus, die Umstände für einen Überfall ausgekundschaftet haben und diese Informationen an die späteren Täter weitergegeben haben. Offenbar stellt die Staatsanwaltschaft diese Verbindung her.
Drei Mordmerkmale
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass einer der heute Angeklagten mit Komplizen an der Tür des Mannes geklingelt hatte. Der zweite Angeklagte soll in dieser Zeit das Fluchtauto bereit gehalten haben. Nachdem der Rentner die Tür öffnete, sollen die Täter ihn sofort geschlagen haben. Das Haus wurde auf Wertgegenstände durchsucht.
Die Männer sollen ihn laut Anklage dann in den Keller gebracht und geknebelt, sowie weiter massiv verletzt haben. Dabei versuchten sie einen Tresor zu öffnen. Der 85-Jährige starb in dieser Situation. Die Staatsanwaltschaft spricht dabei von drei Mordmerkmalen: Habgier, Heimtücke und der "Ermöglichung einer anderen Straftat.“
Jugendstrafe könnte in Betracht gezogen werden
Die Angeklagten waren während des Tatzeitraums Heranwachsende. Deshalb könnte für den Fall einer Verurteilung auch eine Jugendstrafe in Betracht kommen. Die beiden anderen Männer, die bei dem Überfall dabei gewesen sein sollen, sind nach Angaben eines Prozessbeteiligten auf der Flucht im Ausland.
Die jetzt Angeklagten sollen auch für weitere Einbrüche bzw. Überfälle in Osnabrück verantwortlich sein. Dabei soll auch DNA-Material sichergestellt worden sein.
Insgesamt neun Verhandlungstage geplant
Im Verfahren am Dienstag zeigt der Vorsitzende Richter Fotos vom Tatort. Und Aufnahmen vom am Boden liegenden 85-Jährigen. Während die Fotos auf dem Bildschirm für alle zu sehen sind, schauen die Söhne immer wieder zu dem Angeklagten, der ihren Vater mit Schlägen und Tritten getötet haben soll. Der Prozess in Köln ist auf neun Verhandlungstage angesetzt.
Unsere Quellen:
- Landgericht Köln
- Söhne des Getöteten
- WDR Reporter vor Ort