Braunkohletagebaue stoßen mehr klimaschädliches Methan aus
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Braunkohletagebaue stoßen mehr klimaschädliches Methan aus
Stand: 10.04.2024, 19:22 Uhr
Die Braunkohletagebaue in Deutschland stoßen vermutlich deutlich mehr klimaschädliches Methan aus als bisher angenommen. Das geht aus einer aktuellen Studie hervor.
Von Thomas Wenkert
Die Studie der Deutschen Umwelthilfe und der britischen Organisation Ember Climate wurde am Mittwoch veröffentlich. Das Europäische Parlament will eine neue Methan-Verordnung auf den Weg bringen.
Hohe Konzentration am Tagebau Hambach
Ausgewertet wurden für die Studie Satellitenbilder: Demnach ist die Methan-Konzentration besonders hoch über dem Braunkohletagebau Hambach bei Düren.
Bisher hat Deutschland angegeben, dass die Methan-Emission bei den Braunkohletagebauen ein Prozent betrage. Basierend auf Angaben des RWE-Konzerns aus dem Jahr 1989. Die jetzt vorgelegte Studie geht davon aus, dass der Methan-Ausstoß in Deutschland 14 Prozent höher liegt als angenommen.
Kritik: Keine unabhängige Messung
Neben Satellitenbildern gibt es zusätzlich auch Untersuchungen in polnischen Lagerstätten. Dort hatte man schon vor längerer Zeit ermittelt, wie viel Methan tatsächlich entweicht, wenn Braunkohle oberirdisch abgebaut wird. Das variiert, je nachdem, wie alt die Lagerstätte ist und in welcher Tiefe abgebaggert wird oder wie durchlässig die Deckschicht über der Kohle ist.
Der Vergleich mit den polnischen Braunkohle-Lagerstätten sei zulässig, da sich die Verhältnisse ähnelten und macht gleichzeitig die fundamentale Kritik der Studie sichtbar. Bis heute stütze man sich auf sogenannte Emissionsfaktoren aus dem Jahr 1989, und die seien von der Rheinbraun AG ermittelt worden, also von der Industrie selbst. Überprüft wurden die Faktoren auch nie wirklich.
Deutschland habe im vorletzten Jahr 130 Millionen Tonnen Braunkohle gefördert - das ist fast die Hälfte der Gesamtmenge in Europa - der Anteil der Methan-Emissionen aus der Braunkohle werde aber nur mit einem Prozent angegeben, sagt die Deutsche Umwelthilfe.
Deutsche Umwelthilfe stellt Forderungen
Die Deutsche Umwelthilfe fordert jetzt, dass die von der Europäischen Union geplanten Messpflichten schnell umgesetzt werden, damit realistische Daten vorliegen. Die Gefahr von Methan werde noch immer unterschätzt. Das Gas könne unter anderem zu Gesundheitsschäden führen und sei auch mitverantwortlich für den Klimawandel. Der Ausstoß müsse deutlich reduziert werden – auch in der Landwirtschaft.
Umweltbundesamt geht auch von höheren Emissionen aus
Und wie reagiert das Umweltbundesamt? Die Zahlen, die die Umwelthilfe nenne, seien stark übertrieben, sagte die Behörde gegenüber dem WDR. Auch in den polnischen Gruben sei Methan nicht direkt gemessen worden - man sei vielmehr von den maximal möglichen Methanmengen ausgegangen.
Dennoch geht auch das Umweltbundesamt davon aus, dass die alten Emissionsfaktoren zu niedrig sind. Die Methan-Emission aus den deutschen Tagebauen sei sicher nicht hundertmal so hoch wie angegeben, sondern maximal zehn Mal so hoch. Immerhin auch eine deutliche Korrektur nach oben. Außerdem habe das Umweltbundesamt den Braunkohleverband nach eigenen Angaben schon aufgefordert, nachzumessen.
Keine Stellungnahme von RWE
Die Bundesregierung hat sich dazu verpflichtet, in den kommenden sechs Jahren die Methan-Emissionen um 30 Prozent zu reduzieren. Der RWE-Konzern hat sich bisher zu der Studie noch nicht geäußert.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporter