Legalisierung von Cannabis: Der erste Cannabis-Verein in Aachen

Lokalzeit aus Aachen 27.02.2024 06:26 Min. Verfügbar bis 27.02.2026 WDR Von Bettina Staubitz-Wirtz

Marihuana-Social-Club Aachen will bald selbst anbauen

Stand: 26.02.2024, 15:36 Uhr

Cannabis besitzen und rauchen ist bald legal. Auch deswegen gibt es immer mehr Cannabis-Vereine. In Aachen gibt es den Marihuana-Social-Club. Bald will man auch dort Cannabis anbauen.

Von Anke Capellmann

Noch bevor das Gesetz zur Cannabis-Legalisierung überhaupt beschlossen war, hatte Phillip Creon gemeinsam mit zwei Freunden einen der ersten Cannabis-Clubs in Aachen gegründet: Den Marihuana-Social-Club Aachen (M.S.C.A.) - vor fast einem Jahr. Mit der Entscheidung der Bundesregierung, dass der Konsum bald legal sein wird, werden solche Vereine immer gefragter.

Immer mehr wollen Mitglied werden

Phillip Creon ist Vorsitzender und gleichzeitig auch Präventionsbeauftragter des Vereins - eine der Funktionen, die es in jedem Cannabis-Club geben muss. Rund 250 Mitglieder hat der Verein. In den vergangenen vier Tagen waren es zusätzlich fast 100 neue Anträge auf Mitgliedschaft. Dass der Ansturm gerade so groß ist, hat auch mit der Cannabis-Legalisierung zu tun.

Am vergangenen Freitag hatte sich die Bundesregierung für die Legalisierung ausgesprochen. Damit ist der private Besitz und der Eigenkonsum von Cannabis künftig erlaubt. Außerdem dürfen sogenannte Anbauvereinigungen ab dem 1. Juli Cannabis für ihre Mitglieder anbauen und an diese verteilen. Da kommen die Cannabis-Social-Clubs ins Spiel - so wie auch der von Phillip Creon. Denn nur solche Vereine können Anbauvereinigung werden. Nur dann dürfen sie Cannabis in größeren Mengen legal anbauen und kontrolliert an ihre Mitglieder abgeben.

Nicht jeder Verein darf Cannabis anbauen

Rechtlich gesehen handelt es sich bei dem Aachener Marihuana-Social-Club um einen ganz normalen eingetragenen Verein (e.V.). Im Prinzip kann der so auch von jedem gegründet werden. Allein die Vereinsgründung berechtigt aber noch nicht zum gemeinschaftlichen Anbau und zur Weitergabe an die Mitglieder. Dafür braucht jeder Verein zusätzlich eine Erlaubnis der zuständigen Behörde, um sich dann Anbauvereinigung nennen zu dürfen. 

Noch kann Phillip Creon das für seinen Verein nicht beantragen. "Weil immer noch nicht klar ist, wie und wo man diesen Antrag stellen kann", sagt er. Die Anforderungen, die der Verein erfüllen muss, sind klar geregelt. Unter anderem muss es einen Suchtbeauftragten, einen Präventionsbeauftragten und einen Kinder- und Jugendschutzbeauftragten geben. Das alles erfüllt der Verein von Phillip Creon bereits.

Auf der Suche nach Anbaufläche

Im Moment ist der Verein auf der Suche nach einer künftigen Anbaufläche. Die muss zum Beispiel mindestens 200 Meter weit entfernt von sensiblen Orten wie Schulen, Kitas und Spielplätzen sein. Sollte der Verein bis zum Beginn des Anbaus 500 Mitglieder haben, dürfte Creon innerhalb seines Vereins 25 Kilogramm Cannabis im Monat ernten - umgerechnet also 50 Gramm pro Mitglied. Das ist auch die Menge, die jedes Mitglied gesetzlich maximal im Monat bekommen darf. Mitglieder zwischen 18 und 21 Jahren bekommen sogar nur 30 Gramm.

"Die meisten unserer Mitglieder werden aber wohl nur fünf bis zehn Gramm pro Monat nehmen", sagt Creon. Finanziert wird das alles mit den Vereinsbeiträgen. Wer Mitglied im Marihuana-Social-Club werden kann, muss volljährig sein. Die gesetzliche Grenze von 500 Mitgliedern je Verein darf aber nicht überschritten werden. Ab dann gilt Aufnahmestopp.

Verein möchte aufklären

Der ursprüngliche Gedanke bei der Vereinsgründung von Creon und seinen Mitstreitern war aber noch ein anderer: "Wir wollen vor allem aufklären. In den vergangenen Jahren sind immer mehr synthetische Cannabinoide aus dem asiatischen Raum hierhergelangt. Das ist ein großes Problem", sagt Creon. Diese künstlichen Substanzen hätten oft schwere gesundheitliche Nebenwirkungen zur Folge. Deswegen betreibt der Verein auch eine Beratungshotline für Menschen mit Suchtproblemen.

Unsere Quelle:

  • Reporterin vor Ort