Ego Mover auf einer Messe 2018

Kurzschluss bei Aachener E-Fahrzeugen

Stand: 03.11.2022, 16:32 Uhr

Nach harten Zeiten für Streetscooter und e.GO hat jetzt die Start-Up-Firma für den Elektro-Kleinbus „Mover“ Insolvenzantrag gestellt.

Neunzig Beschäftigte bei der "Moove GmbH" sind von dem Insolvenzantrag betroffen. Noch läuft die Arbeit am Standort am Campus Boulevard in Aachen, auch die Gehälter werden weitergezahlt. Aber der vorläufige Insolvenzverwalter muss jetzt schauen, wie das Unternehmen langfristig überleben kann. Die Geschäftsführung äußerte sich zuversichtlich, dass schnell eine Lösung gefunden werden könne.

Kein frisches Geld für E-Mini-Bus

Allerdings sollte der elektrisch angetriebene "Mover" schon lange in den Innenstädten rollen und bis zu 15 Personen klimafreundlich befördern, alternativ auch als Kleintransporter eingesetzt werden. Die Straßenzulassung wurde Anfang 2021 erteilt. Für das angeblich zukunftsträchtige Konzept wurden bei der jüngsten Finanzierungsrunde jedoch keine neuen Geldgeber gefunden. In einer Pressemitteilung des vorläufigen Insolvenzverwalters wird dafür die schwierige Lage an den Finanzmärkten verantwortlich gemacht. Als Folge sei die "Moove GmbH" in Zahlungsschwierigkeiten geraten.

Harte Zeiten für E-Fahrzeuge aus Aachen

Es ist nicht das erste in Aachen entwickelte Elektromobil in wirtschaftlichen Turbulenzen. Auch der Streetscooter, ein Elektro-Lieferwagen, und der Stadtflitzer e.GO haben harte Zeiten erlebt oder machen sie noch durch. Nur der Streetscooter kam auf nennenswerte fünfstellige Stückzahlen. Er wurde von der Post aufgekauft und für den eigenen Bedarf weiter produziert. Der e.GO erlebte gerade mit neuem Namen und neuem Eigentümer, der nichts mit der "Moove GmbH" zu tun hat, auf dem Pariser Autosalon einen Neustart.

Ursachen für Markt-Misere

Die Gründe für die Misere sind offenbar nicht in erster Linie in den Startschwierigkeiten für eine neue Technologie zu sehen. Das Problem für Streetscooter, e.GO und jetzt Mover war und ist offenbar vielmehr, die Fahrzeuge im Markt zu platzieren, also Akzeptanz und vor allem Käufer zu finden. Die in Aussicht gestellten hohen Produktions- und Absatzzahlen ließen sich in keiner Weise realisieren. Ob dafür eine mangelhafte Geschäftsstrategie, die beinharte Konkurrenz in der Autobranche oder nun die Lage auf den Finanzmärkten die Ursache ist, lässt sich von außen nur schwer sagen.

E-Mobil-Entwickler schweigt

Entwickelt hat alle diese E-Fahrzeuge RWTH-Elektro-Pionier Professor Günter Schuh. Innovative Technologie und Produktionsprozesse mit höchster Effizienz sollten den Erfolg der e-Mobilität aus Aachen sichern. Der Ingenieur ist mittlerweile aber aus all den Firmen heraus. Zuletzt auch beim "Mover", wo mit ZF Friedrichshafen auch einer der weltgrößten Autozulieferer ausgestiegen ist. Das Unternehmen ist in neuen Händen. Zu dem vorläufigen Stopp für den "Mover" will Schuh jetzt nichts sagen.