Wasserstoffenergie für Krankenhaus in Erkelenz
Lokalzeit aus Aachen. 06.03.2024. 05:39 Min.. Verfügbar bis 06.03.2026. WDR. Von Thomas Wenkert.
Krankenhaus Erkelenz setzt auf Wasserstoff
Stand: 06.03.2024, 17:14 Uhr
Erstmals versorgen Brennstoffzellen ein Krankenhaus in Erkelenz mit Strom und Wärme. Damit sollen künftig große Mengen CO2 eingespart werden.
Von Anke Capellmann
Das Erkelenzer Krankenhaus wird künftig von zwei neuartigen Wasserstofftechnologien mit Strom und Wärme versorgt. Heute sind die ersten zehn Brennstoffzellen in den Betrieb gegangen. Die werden aber zunächst noch mit Erdgas versorgt. Im Laufe des Jahres wird das Erdgas dann schrittweise mit Wasserstoff angereichert. Das Krankenhaus soll damit bis zu 150 Tonnen CO2 im Jahr einsparen.
Projektkosten von rund 24 Millionen Euro komplett gefördert
Das Projekt läuft bis 2027 und kostet rund 24 Millionen Euro. Die übernimmt das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Beteiligt sind das Helmholtz-Cluster Wasserstoff des Forschungszentrums Jülich und die beiden Firmen Bosch und Hydrogenious LOHC. Sie kombinieren in diesem Projekt erstmals zwei Wasserstofftechnologien und wollen zeigen, dass auch große Gebäudekomplexe damit ausreichend versorgt werden können.
Es soll die Zukunft einer "klimafreundlicheren Energieversorgung" am Hermann-Josef-Krankenhaus in Erkelenz sein, heißt es. 20 Prozent des bisherigen Strom- und Wärmebedarfs des Krankenhauses sollen jetzt mit der neuen Technologie abgedeckt werden. Das Krankenhaus eignet sich auch gerade deswegen so gut für das Projekt, weil es einen besonders hohen und konstanten Energiebedarf hat.
So funktioniert die neue Energie-Versorgung
Das Projekt gehört zur den Wasserstoff-Pilot-Projekten im Rheinischen Revier.
Die neue Energie-Versorgung des Krankenhauses funktioniert so: Die zehn Festoxid-Brennstoffzellen, die jetzt in Betrieb genommen wurden, erzeugen Strom aus Energieträgern wie zum Beispiel Erdgas oder Wasserstoff. Sie arbeiten bei Temperaturen von 500 bis 700 Grad, so dass neben dem erzeugten Strom auch die Wärme genutzt werden kann.
Im Moment werden die Brennstoffzellen am Erkelenzer Krankenhaus erstmal mit Erdgas versorgt. Das Brennstoffzellensystem spart damit schon bis zu 40 Prozent CO2-Emissionen ein im Vergleich zur konventionellen Stromversorgung des Krankenhauses mit einem Blockheizkraftwerk, heißt es.
Schrittweise bis zu 20 Prozent Wasserstoff im Erdgas
Im Laufe des Jahres wird dem Energieträger Erdgas dann mehr und mehr Wasserstoff beigemischt - bis zu einem Anteil von 20 Prozent. Mit diesem steigenden Wasserstoffanteil würden die Emissionen am Erkelenzer Krankenhaus dann noch weiter sinken.
Ab 2025 kommt dann die zweite Wasserstofftechnologie hinzu. Dann muss der Wasserstoff nicht mehr - wie bisher - in Gasflaschen angeliefert werden, sondern kann in einem normalen Tank-Lastwagen geliefert werden. Das ist möglich, weil der Wasserstoff in einem Thermal-Öl gebunden ist. So kann er wie herkömmlicher Diesel gefahrlos transportiert werden.
Wasserstoff wird in Öl gebunden transportiert
Um den Wasserstoff aus dem Öl freizusetzen, braucht es Wärme. Hier schließt sich der Kreis, denn Wärme wird ja bereits von den Brennstoffzellen erzeugt. So entsteht ein Synergieeffekt. Das Öl geht anschließend wieder zurück zum Wasserstoff-Erzeuger und kann - ähnlich dem Pfandflaschen-System - wieder mit Wasserstoff beladen werden.
Die bisherige Energieversorgung des Krankenhauses wird mit der neuen Technologie nicht komplett abgelöst. Ein Blockheizkraftwerk und - als Rückfalloption - ein Gasmotor können das Krankenhaus bei Bedarf auch weiterhin allein versorgen. Irgendwann sollen die neuen Brennstoffzellen auch nur noch mit Wasserstoff betrieben werden können.
Unsere Quellen:
- Forschungszentrum Jülich
- Hermann-Josef-Krankenhaus Erkelenz
- Reporterin vor Ort
Über dieses Thema berichtet der WDR am 06.03.2024 auch im Fernsehen in der WDR Lokalzeit aus Aachen und im Radio auf WDR 5 im Westblick.