Kölner Polizei ermittelt weiter wegen Kindesmissbrauchs

Stand: 04.07.2022, 07:46 Uhr

Die Ermittlungsgruppe "BAO Liste" im Kölner Polizeipräsidium ermittelt zur Zeit in zwei Tat-Komplexen. Sie muss eine riesige Datenmenge auswerten.

Von Markus Schmitz

Die beiden Tat-Komplexe, in denen ermittelt wird, haben ihre Ursprünge in Wermelskirchen und in Köln-Zollstock. "BAO" steht für "Besondere Aufbauorganisation" und das Wort "Liste" haben die Polizeibeamten ergänzt, weil der mutmaßliche Täter aus Wermelskirchen über seine Fälle und seine Mittäter akribisch Buch geführt hat.

In verschiedenen Büros eines Gebäudekomplexes im Kölner Polizeipräsidium sitzen viele Frauen und Männer an ihren Computern. Große und zum Teil gebogene Bildschirme zeigen etliche Videos und Fotomaterial, das die Ermittelnden sichten müssen. Der Presse gegenüber zeigt niemand, was auf den Bildschirmen zu sehen ist.

Ermittler müssen schreckliche Szenen angucken

Die Ermittlerin Lisa Wagner macht diese Arbeit schon seit vielen Jahren, auch in Ermittlungsgruppen zu anderen Missbrauchstätern. Sie muss sich täglich Videos ansehen, auf denen sich Täter an Kindern vergehen. Auch mit dem dazugehörigen Ton. Nicht selten schreien Kinder vor Schmerzen. Lisa Wagner sagt, das sei nicht einfach: "Es gibt Videos, danach müssen wir den Raum verlassen, das merken wir dann auch in der Gruppe. Da sprechen wir drüber und gehen erst einmal vor die Tür."

Kölner Polizei auf der Jagd nach Pädokriminellen

Ermittlungen der BAO

Lisa Wagner ist Mutter von zwei Kindern. Wenn die beiden nach ihrem Job fragen, erklärt sie ihnen, dass sie dafür sorge, dass Männer Kindern nicht mehr weh tun.

Der Leiter der "BAO Liste" ist Jürgen Haese. Er ist 58 Jahre alt und ein sehr erfahrener Polizist. Er hatte schon viele Einsatzgebiete, wie illegales Glücksspiel oder Falschgeld. Er war auch Mitglied der "BAO Berg". Die Ermittlungseinheit, die den Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach bearbeitet hat. In diesem Netzwerk musste Haese unfassbare Delikte ansehen, wie sexualisierte Gewalt eines Täters an seinem eigenen, drei Monate alten Säugling.  

In den  aktuellen Fällen, um die Männer aus Wermelskirchen und Köln-Zollstock erkennt er eine neue Qualität. "In dem Komplex BAO Liste erleben wir die Dinge leider anders, da ist viel Gewalt angewandt worden, sehr viel Gewalt. Da sind Widerstände überwunden worden, und das ist ein signifikanter Unterschied."

Eltern warten auf Informationen

Über den aktuellen Ermittlungsstand wollen Polizei und Staatsanwaltschaft nicht viel sagen. Man sei noch mittendrin in der Auswertung der riesigen Datenmenge. Der mutmaßliche Täter, der im vergangenen Dezember in Wermelskirchen festgenommen worden war, hatte seine erste nachweisbare Tat im Jahr 2005 begangen. Er hatte sich, so der Verdacht, genauso wie der 33-Jährige aus Köln Zollstock als Babysitter und Kinderbetreuer angeboten.

Der Mann aus Zollstock arbeitete in einigen Kölner Einrichtungen eines bundesweit agierenden Unternehmens und betreute dort auch Kinder in den Abendstunden, wenn andere Kitas schon geschlossen hatten. In diesen Situationen soll es Übergriffe gegeben haben. Wie viele, ist noch nicht bekannt.

Der Leiter der "BAO-Liste" Jürgen Haese weiß, dass die Eltern jetzt so schnell wie möglich Klarheit haben wollen. "Wenn ich mich in die Situation versetze, und befürchten, oder mir die Frage stellen muss, ist meinem Kind was passiert", so Haese, "dann ist das eine ganz grausame Situation. Aber wir bemühen uns da schnellstmöglich aufzuklären und Klarheit zu schaffen."

Die Datenmenge sei riesig. Die BAO Liste arbeitet mit fast fünfzig Ermittlern. Wann die Arbeiten abgeschlossen sind, ist nicht abzuschätzen.

Über dieses Thema berichten wir am 04.07.2022 im WDR Fernsehen, um 12:45 Uhr in WDR Aktuell.