Wer darf was in der Heide? Im Naturschutzgebiet wird streng kontrolliert
Stand: 19.05.2023, 15:26 Uhr
Im Frühjahr ist die Wahner Heide Hotspot für Erholungssuchende aus Köln und Bonn. Weil es seit Pandemiebeginn immer voller wird und sich Regelverstöße häufen, greifen die Ordnungsbehörden jetzt durch.
Von Britta Schwanenberg
Ein früher Abend mitten in der Woche: Es ist ordentlich was los auf dem Wanderparkplatz Wahner Heide. Tim und Alex machen gerade ihr ferngesteuertes Auto klar. "Wir suchen uns immer schöne Naturschutzgebiete, um unsere Elektroboliden fahren zu lassen, macht uns Spaß und tut ja keinem weh!"
Nur auf gekennzeichneten Wegen gehen
Hundert Meter weiter zupft eine Fotografin einer jungen Frau in weißem Kleid die Haare zurecht. Sie stehen vor einem blühenden Strauch wenige Meter abseits des mit einem roten Pfeiler gekennzeichneten Wanderweg.
Nur diese dürfen genutzt werden. Denn die Wahner Heide – DAS Ausflugsziel zwischen Köln und Bonn – ist nicht nur Naherholungsgebiet, sie ist auch Naturerbe und Standortübungsplatz der Bundeswehr. Hier treffen Hundebesitzer auf Vogelbeobachter, Mountainbiker auf Yogagruppen. Und Munition vergangener Truppenübungen gibt es auch noch.
Illegale Trampelpfade und ganz viel Müll
Und weil mit Beginn der Pandemie immer neue Trampelpfade durch die Heide entstanden und immer häufiger Müll liegen blieb, mahnen inzwischen etliche Schilder vor Regelverstößen. "Hier beginnt der militärische Bereich" steht auf einigen. Andere zeigen einfach eine ausgestreckte Hand und mahnen: "Hier geht es nicht weiter".
Bei einem Vergehen reicht die Verwarnung
Wer sich neben dem Weg aufhält, wird zurechtgewiesen.
Wer sich nicht daran hält, bekommt an diesem Abend schnell Besuch. Von weitem sind nur die gelb leuchtenden Fahrradhelme zu erkennen, doch schnell wird klar: es sind zwei Herren vom Ordnungsamt, die sich der Fotosession im Gebüsch nähern. Es gibt eine mündliche Verwarnung, die Fotografin packt schnell ihre Sachen zusammen und die beiden machen mit ihrer Session auf dem Weg weiter.
Die Ordnungshüter haben da schon den nächsten Regelverstoß entdeckt; eine Hundebesitzerin ist auf einem inoffiziellen Weg unterwegs, auch sie wird verwarnt. Zahlen musste sie nicht, erzählt die Dame hinterher. Der Ordnungsbeamte habe aber gesagt, er habe ein "gutes Gesichtsgedächtnis".
3.000 Ermahnungen im Kreis in einem Jahr
Zuständig für den Bereich Naturschutz in der Wahner Heide ist der Rhein-Sieg-Kreis. In allen Naturschutzgebieten im Kreis wurden im vergangen Jahr 3.000 Menschen ermahnt.
Eine genaue Statistik über die Besucherzahlen führe man dort nicht, erklärt Tim Hahlen, Umweltdezernent im Rhein-Sieg-Kreis. Dennoch habe man den Eindruck, die Pandemie habe einen neuen Trend hin zur Natur ausgelöst, der sich bislang nicht wieder umgekehrt habe. Nun gelte es aufzupassen, dass trotz "hohem Besucherdruck die Natur nicht leide".
Doppelt so viele Kontrolleure
Und dafür habe man die Kontrollen auch intensiviert – statt ursprünglich zwei Kollegen seien nur vier in der Heide unterwegs. Die häufigsten Regelverstöße seien unangeleinte Hunde und das Verlassen der Wege.
"Die einfachste Stufe ist die Verwarnung, das geht bis 55 Euro, Bußgelder können deutlich drüber liegen."
Die Heidebesucher reagieren an diesem Abend entspannt. "Ich finde es okay, wenn kontrolliert wird, letztes Jahr war´s wirklich schlimm mit dem Müll und die Heide soll so schön bleiben," sagt eine junge Frau, die mit ihrem Hund unterwegs ist. Ein Pärchen, das gerade Richtung Parkplatz geht, wundert sich: "Hier waren achtzig Jahre Panzer unterwegs und ich soll jetzt aufpassen, dass ich kein Pflänzchen zertrete? Absurd."
Mehr Militärübungen seit Ukraine-Krieg
Auch das Militär nutzt die Wahner Heide.
Die militärische Nutzung und der Naturschutz – das erscheint vielen als Widerspruch, zumal viele den Eindruck haben, es werden immer mehr Panzer. Ob das stimmt, will der zuständige Bundesforstbetrieb Rhein-Weser nicht sagen. Erklärt aber, es seien "seit dem Ukrainekrieg auf vielen militärischen Übungsflächen deutschlandweit vermehrte Übungsaktivitäten zu verzeichnen". Besucherkontrollen seien auch aus Sicht des Militärs weiterhin dringend erforderlich.