Verwahrloste Mehrfamilienhäuser im Kölner Norden

Lokalzeit aus Köln 07.03.2024 04:05 Min. Verfügbar bis 07.03.2026 WDR Von Oliver Köhler

Verwahrloste Wohnungen in Köln: Kann man hier noch leben?

Stand: 07.03.2024, 06:00 Uhr

Seit Jahren gammeln in Chorweiler und Seeberg mehrere große Wohnblöcke vor sich hin. Mieter leben zwischen Schimmel und Ungeziefer. Doch der Eigentümer, ein Investmentfonds der Genossenschaftsbank, tut offenbar nichts.

Maria Gerlofsma geht durch den Flur in ihr Badezimmer. Direkt voraus: Eine kaputte Badewanne - die Verkleidung ist aus der Wand gebrochen. Zu ihrer Rechten: ein Waschbecken, aus dem zwei Ecken abgesplittert sind. Der Spiegel ist vor einiger Zeit von der Wand gefallen und hat es beschädigt. An der Wand wuchert der Schimmel, der Fußboden löst sich auf.

Kinder, die in Schimmel und Ungeziefern leben müssen

Unhaltbare Zustände. Und doch ist es das Zuhause einer Familie mit zwei Kindern - und die fühlt sich komplett allein gelassen. Einige der Schäden sind Jahre alt, immer wieder tauchen Wasserschäden im Haus auf, die die Lage noch verschlimmern.

Auf dem Bild ist die Zimmerecke des Schlafzimmers zu sehen. Wände und Decke sind Schimmelbedeckt und nass.

In diesem Schlafzimmer schläft heute keiner mehr, denn die Tochter leidet unter Asthma.

Auch Ungeziefer fühlt sich hier mittlerweile heimisch: Im vergangenen Jahr gab es einen Befall von Bettwanzen, auch Kakerlaken machten sich breit, berichtet Marina Gerlofsma.

Keine Reaktion von Eigentümer und Hausverwaltung

Der Wohnblock in Köln-Chorweiler gehört einem Investmentfonds der Genossenschaftsbank. Die zuständige Hausverwaltung ist die ZBVV. Sie behauptet: Sie reagiere umgehend auf Probleme in den Wohnungen. Zitat: "Die ZBVV nimmt die Beschwerden ernst (...). Durch geplante Großmaßnahmen im Stadtteil wird eine sukzessive Verbesserung der Bestände angestrebt."

Maria Gerlofsma hat anderes zu berichten. Ihre Familie telefoniere beinahe täglich hinter der Verwaltung und dem Eigentümer des Mehrfamilienhauses her, sagt sie. Immer wieder werde Besserung versprochen. Aber nichts passiere.

Kein Einzelfall

Auf dem Bild ist ein Handy zusehen auf dem ein Foto aufgerufen ist. Auf dem Foto sieht man eine Nahaufnahme von Schimmel an der Decke.

Bei Regen tropft das Wasser hier aus der verschimmelten Decke.

Auch in einer Köln-Seeberger Wohnung des Investmentfonds der Genossenschaftsbank sind alle Wände des Schlafzimmers verschimmelt. Wenn es regnet, läuft das Wasser aus der Decke. Die Familie ist mittlerweile ins Wohnzimmer umgezogen - vor allem wegen der Kinder. Denn eine der Töchter leidet bereits unter regelmäßigen Asthma-Anfällen. Nur sieht es im Wohnzimmer nicht viel besser aus.

Auch hier reagiere die Hausverwaltung nicht, so die Mieterin. Sie habe sich mittlerweile an den Mieterverein gewendet, doch auch auf deren Schreiben antworte niemand.

Da muss man jetzt eingreifen und sagen: In solchen Häusern kann man nicht mehr wohnen. Lena Teschlade, Sozialarbeiterin und SPD-Landtagsabgeordente
Sozialarbeiterin und SPD-Landtagsabgeordente Lena Teschlade

Sozialarbeiterin und SPD-Landtagsabgeordente Lena Teschlade

Die Probleme in den Häusern in Seeberg und Chorweiler sind den Eigentümern und der Hausverwaltung seit Jahren bekannt, sagt die gelernte Sozialarbeiterin und SPD-Landtagsabgeordente Lena Teschlade. Immer wieder werde eine Sanierung angekündigt. Getan habe sich aber so gut wie nichts. "Hier leben Kinder, die schon zum Teil unter Atemwegserkrankungen leiden, und da muss man jetzt eingreifen und sagen: In solchen Häusern kann man nicht mehr wohnen!"

Hilferuf an die Wohnungsaufsicht der Stadt Köln

Druck machen also, fordert sie. Das sei der einzige Weg, wie man eine Sanierung erzwingen könne. Machen kann das nur die Wohnungsaufsicht der Stadt Köln. Die sagt aber: Für jede einzelne Wohnung müsse sie genau prüfen, wie sie die Eigentümer zu einer Verbesserung bewegen könne. Das sei aufwändig und brauche viel Zeit.

Zeit, die die Familien in den heruntergekommenen Wohnungen allerdings nicht haben. Zumindest dann nicht, wenn sie ihre Gesundheit schützen wollen.

Unsere Quellen:

  • Reporter und Betroffene vor Ort
  • SPD-Landtagsabgeordnete Lena Teschlade
  • Hausverwaltung ZBVV

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