Ärger mit Wildcampern am Kölner Rheinufer
Lokalzeit aus Köln. 30.07.2024. 03:16 Min.. Verfügbar bis 30.07.2026. WDR.
Ärger mit Wildcampern am Kölner Rheinufer
Stand: 30.07.2024, 14:08 Uhr
Am Rheinufer in Köln-Rodenkirchen hat sich ein Campingplatz etabliert - ausgerechnet auf einem Rettungshubschrauber-Landeplatz. Trotz Parkverbots verteilt die Stadt nur selten Knöllchen.
Von Oliver Köhler
Seit der Corona-Pandemie fahren immer mehr Menschen mit Wohnmobilen in den Urlaub. An begehrten Orten gibt es allerdings viel zu wenige Plätze, auf denen Urlauber mit Wohnmobilen übernachten dürfen. Ein Ausweg, den Camper nutzen: Wildcampen. Ein Ort, der sich europaweit als wilder Campingplatz herumspricht, ist das Rheinufer in Köln-Rodenkirchen.
Auf dem Platz neben der Rodenkirchener Autobahnbrücke zahlen Camper meist keinen Cent fürs Übernachten - nur ganz selten gibt es ein Knöllchen vom Ordnungsamt. Hier stehen meist Dutzende Wohnmobile jeder Größe und jeder Ausstattung. Neben den Fahrzeugen haben die Camper Tische und Stühle aufgebaut, auf Grills brutzelt Fleisch. Chillen am Rheinufer, Urlaubsfeeling in der Großstadt. Viele richten sich gleich für ein paar Tage ein.
Auch Camper Thomas Buschermöhle aus Norddeutschland kommt inzwischen regelmäßig her, berichtet er dem WDR: "Wir sind zufällig da mal die Brücke runtergefahren, haben gesehen, da stehen welche und seitdem machen wir das eigentlich, zweimal im Jahr sind wir hier."
Schilder weisen auf Parkverbot hin
Dabei ist das Parken für Wohnmobile auf den wenigen legalen Stellplätzen oberhalb des Rheinufers verboten. Ein Schild weist darauf hin.
Grundsätzlich ist das nächtliche Campieren in Fahrzeugen auf öffentlichen Straßen nicht erlaubt. Nur ausnahmsweise dürfen Fahrer in ihren Fahrzeugen übernachten, nämlich dann, wenn es darum geht, nach einer langen Fahrt die Fahrtüchtigkeit durch Ausruhen wieder herzustellen.
Das ist bei Campern, die nachmittags anreisen, Tische und Stühle auspacken, Würstchen grillen, dann mit dem Rad eine Tour in die Stadt machen, um sich schließlich nachts Schlafen zu legen, nicht der Fall.
Landeplatz für Rettungshubschrauber
Der Platz direkt am Rheinufer ist obendrein auch noch ein Landeplatz für den Rettungshubschrauber. Hier ist das Parken generell verboten. Das interessiert die Camper aber offensichtlich nicht.
Einige sagen, sie wüssten nichts vom Parkverbot. Aber hier stehen Schilder. "Kontrollen gibt es so gut wie keine", sagt Camper Buschermöhle: "Die Polizei kommt manchmal abends vorbeigucken, ob alles in Ordnung ist. Ansonsten ist alles relativ entspannt hier."
Das Ordnungsamt kassiere hier nur ganz selten mal Geld fürs Falschparken, das sei schon seit vielen Jahren so, sagt Camper Erhard Hesse aus dem Sauerland: "Ich kenne diesen Platz schon über viele Jahre. Das Problem ist mindestens 20 Jahre alt und es ändert sich nichts."
Gastronom ärgert sich über Müll der Camper
Übernachten zum Nulltarif - das freut die Camper. Für den Gastronom vom nahegelegenen Bootshaus sind die Leute mit den Wohnmobilen dagegen ein Ärgernis.
Denn sie hinterlassen jede Menge Müll. Oft deponieren sie Abfälle in und neben den Tonnen des Gastwirts. Dort findet Wirt Matthias Bauer oft auch Kot und Urinlachen. "Seit fünf Jahren kämpfe ich mit dem Ordnungsamt und leider passiert nichts. Man kontrolliert zwar gelegentlich oberflächlich, da werden aber keine Strafzettel geschrieben. So lange es keine Bußgelder gibt, wird das hier so weitergehen."
In einer schriftlichen Stellungnahme an den WDR erklärt die Stadt Köln: "Wenn die Verkehrsüberwachung in dem Bereich parkende Wohnmobile antrifft, werden diese verwarnt, da dort ausschließlich Pkw parken dürfen. Im Wendekreis wird verwarnt, wenn nicht be- oder entladen wird."
Ordnungsamt weist nur auf Verbote hin
Wir beobachten zufällig einen Einsatz des Ordnungsamtes auf dem Platz: Die Mitarbeiter gehen zu einigen Campern, weisen auf die Verbote hin. Aber: Niemand bekommt ein Knöllchen. Dann fährt das Ordnungsamt wieder - das wars.
"So geht das fast immer", sagt Wirt Matthias Bauer. Das Gratis-Camping locke immer mehr Wohnmobilisten nach Rodenkirchen. "Die Stadt hat mir vor drei Jahren eine Lösung versprochen", berichtet der Wirt. "Man hat mir zugesagt, dass man sich um die Parkplatzsituation hier unten kümmert. Passiert ist aber nichts." Auch an diesem Abend bleiben die meisten Camper mit ihren Wohnmobilen nach dem Einsatz des Ordnungsamtes und übernachten unbehelligt im Parkverbot.
Offenbar hat die Stadt Köln auf die Nachfragen des WDR schnell reagiert. Anwohner berichten, dass seit einigen Tagen Wildcamper am Rheinufer mit Knöllchen verwarnt werden.
Quelle:
- WDR-Reporter-Recherche