Zwei Damen und drei Herren sitzen nebeneinander in Sesseln auf einer Bühne vor einer Leinwand mit dem Logo des Karlspreises

Karlspreis-Europaforum im Schatten des Ukraine-Krieges

Stand: 13.05.2023, 18:12 Uhr

Vor der Karlspreisverleihung am Sonntag hat in Aachen bereits am Samstag das Europa-Forum stattgefunden - mit prominenten Gästen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft.

Traditionell einen Tag vor der Karlspreis-Verleihung diskutieren bei der Veranstaltung Experten über die Zukunft Europas. Angesichts des russischen Angriffskrieges in der Ukraine und der häufig vorgetragenen Forderung, die Ukraine in die EU aufzunehmen, war beim diesjährigen Europa-Forum die aktuelle Situation in Ost-Europa immer wieder Thema.

Diskussion mit ukrainischer Friedensnobelpreisträgerin

Dafür sorgten auch die Besuche der ukrainischen Menschenrechtlerin und Friedensnobelpreisträgerin Oleksandra Matviychuk und der beiden belarussischen Oppositionsführerinnen Veronika Tsepkalao und Swetlana Tichanowskaja, die im vergangenen Jahr mit dem Karlspreis ausgezeichnet wurden.

Vier Damen sitzen auf einer Bank vor einer beigen Wand. Im Vordergrund sind runde Tische mit Wasserflaschen und Gläsern zu sehen.

Veronika Tsepkalo und Swetlana Tichanowskaja mit Oleksandra Matviychuk (von links nach rechts und ganz rechts die Moderatorin des Gesprächs)

In der Diskussion erklärte Oleksandra Matviychuk, dass nach ihrer Ansicht viele Menschen, die in Europa auf Demonstrationen einen Waffenstillstand in der Ukraine oder einen Kompromiss ihres Landes mit Russland forderten, nicht verstehen würden, was das in der Praxis bedeuten würde:

Der Frieden kommt nicht, wenn das Land, in das der Aggressor eingefallen ist, aufhört zu kämpfen. Das würde keinen wirklichen Frieden, sondern Besatzung bedeuten. Das wiederum bedeutet Folter und Tod für die Ukrainer unter russischer Besatzung, Deportationen und Internierungslager. Und es gibt kein moralisches Recht, Menschen der Folter und dem Tod in besetzten Gebieten auszuliefern. Oleksandra Matviychuk

Unterstützung durch belarussische Aktivistinnen

Dem stimmte Swetlana Tichanowskaja zu. Sie betonte in diesem Zusammenhang auch die Bedeutung des diesjährigen Karlspreises für Wolodymyr Selenskyj. Die Auszeichnung zeige dem ukrainischen Volk, das nach einem Jahr des blutigen russischen Angriffskrieges weiter um seine Existenz kämpfe, dass Europa es nicht vergessen habe und weiter unterstütze.

Diskussion über die Erweiterung Europas und die Rolle der Ukraine

Auf dem Europa-Forum ging es am Samstagnachmittag auch um die Erweiterung der Europäischen Union. Dalia Grybauskaité, die frühere Präsidentin Litauens und Karlspreisträgerin von 2013, war eine der Diskussionsteilnehmerinnen. Sie hatte die EU schon vor der Annexion der Krim im Jahre 2014 vor der Aggressivität und den imperialen Ambitionen Russlands gewarnt.

Nun forderte sie eine verstärkte Zusammenarbeit der EU mit der Ukraine. Diese habe Europa nach einem Ende des Krieges mit Russland viel zu bieten – sowohl in wirtschaftlicher als auch in militärischer Hinsicht. Sie verwies in diesem Zusammenhang auch auf die Erfolgsgeschichte der baltischen Staaten.