Kostenexplosion: Bis zu 60.000 Euro für den Abiball

Stand: 09.06.2023, 06:00 Uhr

In diesen Tagen feiern die Abiturienten ihren Abschluss. Mittlerweile ist der Abiball ein Event, das mit der Zeit immer größer, aufwändiger und vor allem teurer geworden ist.

Von Murat Koyuncu

Etwa 80 bis 100 Euro kostet der Abend im Durchschnitt pro Person. Enthalten sind da die Gebühren für die Location und für Getränke und Speisen.

Je nach Gästezahl und abhängig davon, ob eine Getränkepauschale mit Soft- oder alkoholischen Drinks dazu gebucht wird, kann das Event insgesamt also zwischen 30.000 und 60.000 Euro kosten. Und das fällt noch nicht einmal in die Kategorie "Luxus mit Extras". 

Hohe Kosten in der Gastronomie

Grund für die hohen Preise sind laut Anbietern die allgemein gestiegenen Kosten. Auch Lisa Miessen muss die Preise hochschrauben. Sie ist Betriebsleiterin einer Eventlocation in der Düsseldorfer Altstadt.

Zum einen sei der Personalmangel in der Gastronomie extrem hoch und gutes Personal müsse man auch mit entsprechend hohen Stundenlöhnen bezahlen. Zum anderen hätten auch die Getränke- und Cateringlieferanten ihre Preise erhöht.

Zusätzlich kämen noch beispielsweise hohe Stromkosten hinzu. Viele Abiturienten könnten bei den hohen Preisen nicht mithalten, so die Gastronomin. Das spüre sie deutlich. In diesem Jahr betreue sie nur sieben Abibälle, statt wie bisher 12 bis 15 Veranstaltungen.

Manche Schüler würden dann auf so eine besondere Location mit Catering verzichten und sich für einen finanziell überschaubaren Abend entscheiden - beispielsweise in einer Schulaula oder in einem Vereinsheim mit eigenem Buffet.

Große Feier mit Catering bleibt trotzdem beliebt

Trotzdem wird offenbar eine große, etwas pompösere Feier von vielen Abiturienten nach wie vor gewünscht. Und dafür werde auch alles getan: Viele Jahrgänge hätten im Vorfeld schon kleine Geldbeträge für den Abiball gesammelt, z.B. durch Kaffee- und Kuchenverkauf auf Schulfesten.

Außerdem gäbe es in den Schulen großen Zusammenhalt: Wenn ein Schüler sich den Abiball nicht leisten könne, würden die Mitschüler gemeinsam kleine Beträge beisteuern, erzählen die beiden Krefelder Abiturienten Sanja und Niklas.

"Auch, wenn der hohe Preis im Portemonnaie weh tut, der Abiball bleibt eine Pflichtveranstaltung. Wenn jetzt die Karte 60 bis 70 Euro kosten würde, würde ich trotzdem zusehen, dass ich dabei bin, weil es eine einmalige Erfahrung ist. Da wäre es mir das Geld wert", so Niklas.  

Ähnlich sieht es auch Sanja. Der Abiball sei ein Event, das nur einmal im Leben stattfindet. Das müsse man miterleben, sagt die Abiturientin.

Viele Eltern unterstützen ihre Kinder

Zwar finden auch die meisten Eltern den verlangten Preis sehr hoch. Allerdings gönne man das den Kindern trotzdem, so eine Mutter aus Düsseldorf. Es sei eine Erfahrung, die jeder gemacht haben sollte: "Wenn mein Kind es nicht kann und alle anderen schon, dann ist es unfair".   

Ein Vater ergänzt noch:  "Solche Events haben auch in den letzten Jahren während Corona sehr gefehlt. Man braucht ja auch einen gedanklichen Abschluss, um einen Lebensabschnitt zu beenden, um dann mit dem nächsten weiterzumachen. Deswegen feiern wir auch solche Feste".

Über das Thema berichteten wir am Freitag, den 09.06.2023 in der Lokalzeit im WDR Fernsehen.