Gedenkstätte Zwangsarbeiterinnen

Gedenkstätte für ermordete Zwangsarbeiterinnen

Stand: 03.11.2023, 18:07 Uhr

Am 5. November 1944 wurden auf dem Friedhof im Wegberger Ortsteil Dalheim-Rödgen sieben Zwangsarbeiterinnen erschossen und verscharrt. Am Freitag wurde für die Opfer eine Gedenkstätte eingeweiht.

Von Thomas Wenkert

Viele Jahrzehnte lang wurde im Wegberger Ortsteil Dalheim-Rödgen geschwiegen, wenn es um den 5. November 1944 ging. An diesem Tag wurden auf dem Friedhof sieben Zwangsarbeiterinnen erschossen und verscharrt. Heute wurde für die Opfer eine Gedenkstätte eingeweiht.

Auf einer Gedenktafel stehen die Namen der sieben Frauen im Alter zwischen 17 und 31 Jahren. Sie kamen aus der ehemaligen Sowjetunion und Polen - ihre Namen: Schura Aronkina, Anna Finjuk, Ala Jegorowa, Anna Jeskori, Ala Loeziewa, Natascha Smelinskaja und Alexandra Waschinko.

Zwangsarbeit an der Front

Die jungen Frauen wurden wie rund 1.000 weitere Kriegsgefangene als Zwangsarbeiter an der deutsch-niederländischen Grenze eingesetzt. Sie mussten beim Bau von Schützengräben helfen. Eine Knochenarbeit, erinnern sich Zeitzeugen. Untergebracht waren sie im ehemaligen Kloster St. Ludwig, das von den Nationalsozialisten besetzt war.

Grenzpolizisten mussten die Frauen erschießen

Anfang November wurde den sieben Frauen vorgeworfen, an einer Plünderung beteiligt gewesen zu sein. Der Prozess war schnell zu Ende, erinnert sich der Wegberger Archivar Thomas Düren. Sie wurden dann zum Friedhof nach Dalheim-Rödgen gebracht. „Zeitzeugen erinnern sich, dass die Frauen ein Loch graben mussten. Dann wurden sie auf Befehl der Gestapo von Grenzpolizisten erschossen und in der Grube verscharrt“, sagt Düren. Später stellte sich heraus, dass die Frauen gar nicht an der Plünderung beteiligt gewesen waren.

Große Teilnahme an der Gedenkfeier

An der heutigen Gedenkfeier nahmen sehr viele Menschen teil, auch Schüler der angrenzenden Freien Waldorfschule des Kreis Heinsberg. „Es ist schwer zu ertragen, dass so etwas passiert ist und so viele Jahre in Vergessenheit geraten ist“, sagt der evangelische Pfarrer Klaus Eberl. Er erinnert auch die vielen Konflikte, die derzeit die Weltpolitik beherrschen - der Ukraine-Krieg, der Krieg im Nahen Osten. „Deswegen ist es wichtig, an solche Taten zu erinnern. Sie werden uns in lebenslang begleiten“, so der 68 Jahre alte Pfarrer.

Letzte Ruhe in Rurberg gefunden

Kränze und weiße Rosen wurden heute an der Gedenkstätte niedergelegt. Hier steht auch eine Infotafel, die an das Schicksal der Zwangsarbeiterinnen erinnert. Die Gebeine der sieben Frauen wurden 1959 nach Rurberg bei Simmerath umgebettet. Auf die Ehrenstätte für sowjetische Kriegstote.

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