Einen freien Tag nehmen oder ein Gläschen trinken – dafür hat die Crew von "Christoph Europa 1" auch heute keine Zeit. Jerderzeit kann der Alarm losgehen und dann muss die Maschine binnen zwei Minuten in der Luft sein - um einen Notarzt und einen Notfallsanitäter zum Patienten zu bringen. 50 Jahre war das so. Jeden tag, ohne Pause, auch an Ostern und Weihnachten, immer vom frühen Morgen bis zum Sonnenuntergang.
Aufsammeln und ins Krankenhaus bringen - das war lange das Prinzip des Rettungsdienstes in Deutschland. Erst in den 1970er Jahren setzte sich die Erkenntnis durch, dass dadurch zu viel Zeit vergeht. Schnelle Erstversorgung vor Ort rettet Leben - bei Schlaganfällen und Herzinfarkten, genauso wie bei Verkehrsunfällen.
Dringend nötig: Ein fliegender Notarzt
Albert Willekens, Dezernent bei der Aachener Kreisverwaltung, rechnete kurz nach und merkte: Mit Notarztwagen am Boden allein geht das nicht. 25 Fahrzeuge hätte er gebraucht für die gesamte Region, genausoviele Ärzte – die gab es nicht, und finanzierbar wäre das auch nicht gewesen. Willekens wollte einen fliegenden Notarzt – und dank privater Kontakte zu einem Kommandeur, stellte ihm die Luftwaffe einen Hubschrauber des militärischen Such- und Rettungsdienstes ans Kreiskrankenhaus Würselen.
Der moderne Rettungshubschrauber "Christoph Europa 1" wird am Standort Merzbrück vom ADAC betrieben.
Am 15. August 1974 flog "SAR 72" seinen ersten Einsatz mit Soldaten im Cockpit und zivilen Medizinern auf den Rücksitzen. Die Maschine vom Typ "Bell UH-1D", wegen ihres Motorgeräuschs auch "Teppichklopfer" genannt, bewährte sich bei mehr als 26.000 Einsätzen, bis sich die Bundeswehr 1998 aus der zivilen Rettung zurückzog. Am Flugplatz Aachen-Merzbrück übernahm die gemeinnützige ADAC-Luftrettung und aus "SAR 72“ wurde "Christoph Europa 1". Die Maschine vom Typ "EC-135" fliegt Einsätze auch ins belgisch-niederländische Grenzgebiet.
Mehr als ein Dutzend Einsätze an langen Sommertagen
In den Anfängen stand der Hubschrauber auf einer Betonfläche im Freien, die Besatzung war in einer Zweizimmerwohnung nebenan untergebracht mit Sitzecke und Funkgerät. Inzwischen steht der Hubschrauber in einem Hangar, der auch Platz hat für Ersatzteile und einen Medikamentenvorrat und die Crew - Pilot, Notarzt oder Notärztin und ein geschulter Luftrettungsassistent. Außerdem gibt es Ruheräume, um zwischen den Einsätzen abschalten zu können.
Gefordert sind die fliegenden Helfenden auch nach 50 Jahren jeden Tag aufs Neue. Mehr als ein Dutzend Einsätze an langen Sommertagen sind keine Seltenheit, irgendwann im Juni war der 75.000ste Start der Luftrettung im Raum Aachen. Die Zahl der Menschen, die der schnellen Versorgung ihr Leben verdanken, dürfte inzwischen in die Tausende gehen.
Unsere Quellen:
Über das Thema berichtet die Lokalzeit aus Aachen am 16.08.2024.