Prozessauftakt: Heilbehandlung ohne Zulassung an krebskrankem Mann
00:30 Min.. Verfügbar bis 09.05.2027.
Prozessauftakt: Heilbehandlung ohne Zulassung an krebskrankem Mann
Stand: 09.05.2025, 21:38 Uhr
Einen unheilbar Erkrankten sollen fünf Angeklagte betrogen und für viel Geld wirkungslos behandelt haben. Nun startet der Prozess vor dem Landgericht Düsseldorf.
Von Martin Höke
Weil sie einem unheilbar krebskranken Familienvater mit wirkungslosen Therapien 95.000 Euro aus der Tasche gezogen haben sollen, müssen sich seit Freitag fünf Angeklagte vor dem Düsseldorfer Amtsgericht verantworten. Ihnen werden in unterschiedlicher Beteiligung Verstöße gegen das Heilpraktikergesetz, gefährliche Körperverletzung und Betrug vorgeworfen.
Immunzell- und Lichtherapie
Die Angeklagten sollen den Geschädigten Ende März 2019 mit einer Immunzell- und Lichttherapie behandelt haben. Und das ohne selbst qualifizierte Ärzte oder Heilpraktiker zu sein. Zum Prozessuftakt äußerten sich nur der angeklagte 64-jährige Humangenetiker aus Essen und der mitangeklagte Neurochirurg aus Köln zur Sache.
Der 32-jährige Familienvater war 2016 unheilbar an Knochenkrebs erkrankt und galt zwei Jahre später schulmedizinisch als austherapiert. Über seinen Vater bekamen er und die Familie Kontakt zu dem Angeklagten aus Köln. Der 50-jährige Neurologe gab heute an, er habe die Famlie über die Immunzellentherapie informiert, aber auch seine Zweifel an den Heilungschancen der Methode geäußert.
Infusion mit Vitaminen
Im März 2019 hätte der Neurologe gemeinsam mit dem Humangenetiker den unheilbar kranken Vater im Krankenhaus aufgesucht und ihm laut Anklage eine "zu der personalisierten Immunzelltherapie“ gehörende Injektion mittels einer Spritze verabreicht. Dazu erklärte der 64-jährige Angeklagte heute, in der Infusionsflasche habe sich nur ein Vitaminpräparat befunden. Der mitangeklagte Neurologe betonte, er habe dem Familienvater wegen seiner Zweifel überhaupt nichts gespritzt.
Nach dem Krebstod des Familienvaters hatte der 64-jährige Humangenetiker der Familie 19.000 Euro zurückgezahlt.
Für den aktuellen Prozess sind bis 17. Mai noch zwei weitere Verhandlungstage angesetzt.
Unsere Quellen:
- Landgericht Düsseldorf
- Staatsanwalt
- Verteidiger eines Angeklagten
- Anwältin der Nebenklage
- Reporter vor Ort