Bei Renovierungsarbeiten brach am 15. April 2019 auf dem Dach von Notre-Dame ein Großfeuer aus, das Dächer und Dachstuhl, Teile der Gewölbe sowie den Vierungsturm zerstörte. Vier Fenster der Kathedrale wurden in die Kölner Dombauhütte gebracht. Monatelang haben Mitarbeiter sie dort restauriert.
Der Brand von Notre-Dame
Jetzt bringt eine Kunstspedition die wertvollen Bleiglasfenster in 320 Einzelteilen zurück nach Paris, gut verpackt in 30 Holzkisten. Spezielle Erschütterungssensoren überwachen die kostbare Fracht während der Fahrt. Die Fenster werden noch einmal kurz zwischengelagert, am Mittwoch sollen sie dann in Paris ankommen - und der Wiedereinbau beginnt.
Restauration war eine große Herausforderung
Dr. Katrin Wittstadt ist am morgen um 7 Uhr beim Abtransport dabei. Sie ist Leiterin der Glasrestaurisierungswerkstatt und verabschiedet sich mit einem lachenden und einem weinenden Auge. "Es war eine tolle Aufgabe, an den Fenstern zu arbeiten. Aber ich bin auch froh, dass sie jetzt wieder dahin zurückkehren, wo sie hingehören."
Die Restauration war fragile Handarbeit
Für ihre Mitarbeiter und sie war die Restauration eine große Herausforderung. Die Fenster aus den 1960er Jahren haben Bleiglasfassungen - sie bestehen aus vielen kleinen, bunten Feldern. All das war stark verschmutzt, als die Lieferung in Köln vor einem Jahr ankam. Überzogen von giftigem Bleistaub, der sich durch den Brand der Kathedrale auf allen Flächen festgesetzt hatte.
Nach einer ersten Dekontamination haben die Fachleute die einzelnen Stücke genau untersucht. Das Ergebnis: Es ist viel zu tun, aber machbar. "Wir waren alle erleichtert, weil die Schäden nicht so groß waren wie zunächst gedacht", so Wittstadt. "Trotzdem war es ein straffer Zeitplan, alles in einem Jahr hinzubekommen und wir sind froh, dass wir die Vorgaben der Franzosen erfüllen konnten."
Die Kölner Dombauhütte habe das Projekt gerne übernommen, erzählt der Kölner Dombaumeister Peter Füssenich.
Finanziert wurde die Arbeit unter anderem durch Spenden. Viele Menschen waren erschüttert, als sie die brennende Kathedrale im Herzen vom Paris gesehen hatten. Allein in Deutschland sind etwa 700.000 Euro zusammengekommen - ein großer Teil davon aus NRW.
Und das ist erst der Anfang: Der Wiederaufbau von Notre-Dame wird Hunderte Millionen Euro kosten. Die von Präsident Emmanuel Macron gewünschte Wiedereröffnung bis zum fünften Jahrestag des Brandes wird nach Angaben der französischen Regierung nicht eingehalten werden können. Stattdessen ist jetzt Dezember 2024 vorgesehen.
Die verladefertigen Kisten mit den Fenstern
Aber es gab auch Zeitdruck. In Zusammenarbeit mit anderen Glausrestaurierungswerkstätten wurden die Fenster gereinigt, Sprünge gekittet, teilweise Felder ergänzt und neu bemalt. Auch die Bleifassungen wurden restauriert. Eine Art Generalüberholung - einige dieser Arbeiten wären inzwischen sowieso fällig gewesen an den rund 60 Jahre alten Fenstern.
Nun gehen die Holzkisten auf die Rückreise nach Paris. Ein emotionaler Moment für alle Beteiligten.
Beendet ist die Arbeit aber noch nicht: Auch wenn die Fenster in Paris wieder eingebaut werden, geschieht das durch Fachleute der Kölner Dombauhütte. Und klar ist auch: Die Chefin der Kölner Glasrestauratoren will mit ihrem Team auf jeden Fall dabei sein, wenn sie an alter Stelle wieder in altem - und nun neuem - Glanz leuchten. "Ich freue mich darauf, die Fenster einmal in ganzer Pracht zu erleben, wenn sie wieder eingebaut sind", so Wittstadt. Und sie ist sich sicher, dass ihr Team alle Teile, an denen sie gearbeitet haben, sofort wiedererkennen wird.