Spezialeinheiten stürmten und demolierten am Donnerstagmorgen ein Haus, weil sie einen dort lebenden Mann festnehmen wollten. Der befand sich aber auf einer Auslandsreise - die von der Wuppertaler Staatsanwaltschaft sogar genehmigt war. Offensichtlich hatten sich Europol und Staatsanwaltschaft zuvor nicht abgesprochen.
Rechtsanwalt: Mindestens 30.000 Euro Schaden
Die Ehefrau und die Tochter des Beschuldigten befanden sich zum Zeitpunkt der Stürmung im Haus. Laut ihres Rechtsanwalts Carsten Rebber hätte sich die Spezialeinheit an vier Stellen gleichzeitig mit Sprengladungen Zutritt zum Haus verschafft.
Als die Ehefrau gerade die Tür habe öffnen wollen, seien Sprengladungen detoniert, so Rebber. "Sie wurde durch Splitter verletzt und hat einen Schock erlitten. Alles nur, weil jemand nicht den Hörer in die Hand nehmen wollte. Dabei wussten die Polizisten von dem Wuppertaler Ermittlungsverfahren." In dem Haus habe sich auch die Tochter des Ehepaars befunden, teilte der Rechtswanwalt der Familie mit. Nach seinen Angaben ist bei der Europol-Aktion ein 30.000 Euro teurer Sachschaden entstanden.
Staatsanwaltschaft nicht von Europol informiert
Die Abstimmungspanne bestätigte die Wuppertaler Staatsanwaltschaft am Freitag. "Wir haben ein eigenes Ermittlungsverfahren gegen den Mann. Der Haftbefehl in unserem Verfahren ist unter Auflagen außer Vollzug gesetzt und er ist mit unserer Erlaubnis in der Türkei", sagte Staatsanwältin Theresa Beckmann. Die Reise sei vom 7. Juni bis zum 10. Juli genehmigt.
Weitere Ermittlungen in Gefahr?
Laut Beckmann wurde die Wuppertaler Staatsanwaltschaft nicht von Europol informiert, es habe auch keine Anfrage für die Polizeiaktion gegeben. Die Staatsanwaltschaft befürchtet jetzt, dass ihre eigenen Ermittlungen durch die nicht abgesprochene Aktion in Gefahr sind. "Wir sind gespannt und müssen jetzt abwarten, ob er wiederkommt", sagte Beckmann.
Im Auftrag der EU-Polizeibehörde Europol hatten deutsche Polizisten am Donnerstagmorgen in mehreren deutschen Städten und auch in weiteren europäischen Ländern Wohnungen durchsucht. Laut Europol wollte man damit einen Goldschmuggler-Ring ausheben. Die Verdächtigen sollen außerdem Geldwäsche im Wert von 15 Millionen Euro betrieben haben. Europol koordiniere aber nur die internationalen Maßnahmen. Es liege in der Hand der nationalen Polizeibehörden, wie diese ihre Einsätze gestalten.
Über dieses Thema berichtete der WDR am 16.06.2023 auch in der WDR Lokalzeit Bergisches Land ab 19.30 Uhr.