Batterien recyclen statt wegschmeißen

Lokalzeit aus Aachen 21.02.2024 02:33 Min. Verfügbar bis 21.02.2026 WDR Von Heiko Jaeckel

E-Auto-Batterien: Recycling statt Wegschmeißen

Stand: 21.02.2024, 19:19 Uhr

Für die Politik ist klar: Die Zukunft des Straßenverkehrs liegt bei den Elektro-Autos. Vor allem der Umwelt zuliebe. Aber was passiert eigentlich mit all den ausrangierten Batterien? Alles Müll? Das Aachener Start-up-Unternehmen Cylib hat sich vorgenommen, das Problem zu lösen.

Von Heiko Jaeckel

Ein funktionierendes Geschäfts-Modell?

Ein Mann mit Brille redet

Der Mitbegründer von Cylib Paul Sabarny

„In den vergangenen Jahren wurden die alten E-Auto-Batterien in der Regel weggeschmolzen“, erklärt Paul Sabarny, einer der Gründer von Cylib, „man hat sie in einen ganz großen Ofen geworfen, bei mehr als 1000 Grad. Daraus ist dann eine Masse entstanden, die nur Nickel, Kobalt und Kupfer enthalten hat.“ Cylib dagegen hat nun ein Verfahren zum Patent angemeldet, durch das wirklich alle Bestandteile der Batterien wieder zurückgewonnen werden können. Und das Ganze auch noch möglichst umweltschonend.

Paul Sabarny und Lilian Schwich haben sich mit dem Thema schon während ihres Studiums an der RWTH Aachen beschäftigt.

„Wir haben superviel geforscht, tagein, tagaus, und immer wieder überlegt, was können wir noch verändern oder verbessern“, und irgendwann haben wir gedacht: Wir haben da richtig coole Verfahren gefunden. Wie könnte man die denn auf den Markt bringen?“ Lilian Schwich, Cylib GmbH
Eine Frau mit Brille lacht

Die Mitbegründerin von Cylib Lilian Schwich

Gefragt haben sie als erstes Lilians Ehemann. Gideon Schwich hat als Unternehmensberater gearbeitet und war gleich überzeugt, dass man aus dem Forschungs-Ergebnis ein funktionierendes Geschäftsmodell starten könnte. Und so gründeten die Drei die Firma Cylib.

Ein Geheimnis ist die Temperatur

Mit Hilfe von Fördergeldern und Investoren entstand im Aachener Industriegebiet auf 2000 Quadratmetern eine Pilotanlage, die seit dem vergangenen Herbst in Betrieb ist. Und so funktioniert es: Die angelieferten Batterieanlagen von Elektro-Autos werden zunächst unter hohen Stromschutz-Auflagen auseinandergenommen. Kunststoff, Aluminiumrahmen, Kupferkabel: All das wird zu einem anderen Recycling-Unternehmen gebracht. Nachdem die eigentlichen Batterien komplett entladen wurden, kommen sie in einen Ofen. Dort werden sie auf eine Temperatur erhitzt, die zum Betriebsgeheimnis von Cylib gehör. Die alten Batterien werden so vorbehandelt, dass in mehreren Schritten wirklich alle Bestandteile zurückgewonnen werden können.

Eine preisgekrönte Idee

 „Dieser Prozeß ist auch umweltfreundlicher als der unserer Mitbewerber“, behauptet Lilian Schwich, „und damit schaffen wir es, die Rohstoffe aus einer Batterie wieder in die Fertigung einer neuen Batterie einzusetzen.“ Eine Idee, die im vergangenen Jahr unter anderem mit dem NRW-Innovationspreis ausgezeichnet wurde. Die ersten Rückmeldungen aus der Automobil- und Zuliefer-Industrie sind durchweg positiv.

Ein neuer Standort wird gebraucht

 Bis das Unternehmen das Batterie-Recycling jedoch industriell und in großem Stil ausführen kann, wird es noch eine Weile dauern. „Wir sehen schon, dass es möglich ist, in den nächsten Jahren mehrere Tausend Tonnen Batterien zu recyceln“, sagt Gideon Schwich. Aber dazu braucht Cylib einen neuen Standort mit einer wesentlich größeren Anlage. Die drei Gründer sind zuversichtlich, dass sie den schon bald in NRW finden werden und auch genügend Investoren finden, um den Start in die Gewinnzone überhaupt möglich zu machen.

Teure Rohstoffe

Zwei Hände in lilanen Handschuhen heben gehäkselten Abfall von einem Haufen auf

Kritische Rohstoffe wie Lithium, Kobalt und Nickel werden im neuen Verfahren von Cylib aus den verbrauchten Batterien wiedergewonnen

„Wir gewinnen aus den alten Batterien unter anderem Lithium, Nickel, Mangan und Kobalt“, sagt Paul Sabarny, „das sind alles Materialien, die von der EU als kritisch eingestuft werden. Und die bekommen wir mit unserer Methode besonders umweltfreundlich zurück.“ Bislang müssen Batterie-Hersteller ihre Rohstoffe teuer aus dem außereuropäischen Ausland, aus China, Australien oder Südamerika beziehen, wo es die entsprechenden Minen gibt.

Recycling statt Bergbau

„Recycling hat im Gegensatz zum Bergbau viele Vorteile: Die Transportwege sind kürzer, es hat weniger Einfluss auf die Umwelt und kostet weniger“, zählt Lilian Schwich auf, die sich selbst durchaus als Idealistin sieht. Eine, die es geschafft hat, aus einer Idee für eine bessere Zukunft ein Unternehmen zu gründen. Eines, das inzwischen schon fast 50 Mitarbeiter hat und bald noch gewaltig wachsen soll. „Wir planen nicht nur einen, sondern mehrere Standorte“, sagt sie. Denn je mehr E-Autos es geben wird, desto mehr ausrangierte Batterien wird es geben und desto mehr neue werden gebraucht.     

Unsere Quellen:
- Reporter vor Ort
- Unternehmensgründer Cylib