Urteil im Prozess um Auto-Attacke vor Nachtclub
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Düsseldorf: Urteil im Prozess um Auto-Attacke vor Nachtclub
Stand: 13.05.2024, 15:50 Uhr
Ein Autofahrer ist wegen versuchten Totschlags zu einer Haftstrafe verurteilt worden. Er hatte einen Türsteher aus Wut über einen Disko-Rauswurf überfahren.
Von Martin Hoeke
Über sechs Jahre, nachdem ein Türsteher vor der Düsseldorfer Disko Nachtresidenz absichtlich angefahren und schwerst verletzt worden war, ist am Montag der Fahrer wegen versuchten Totschlags verurteilt worden. Das Landgericht Düsseldorf verhängte eine Haftstrafe von fünf Jahren und zwei Monaten.
Ein Geständnis wirkte sich auf die Haftstrafe aus
Vorausgegangen war eine Verständigung. Dem Angeklagten war für ein Geständnis eine Haftstrafe zwischen vier und sechs Jahren zugesichert worden. Die Anklage hatte dem heute 28-Jährigen versuchten Mord in einem Fall und in drei weiteren Fällen gefährliche Körperverletzung vorgeworfen.
Den Tod billigend in Kauf genommen
Das Mordmerkmal der Heimtücke sah das Gericht bei der damaligen Tat nicht erfüllt und verurteilte den Angeklagten heute deshalb nur wegen versuchten Totschlags. Einen Tötungsvorsatz sah Richter Rainer Drees bei dem 28-Jährigen zwar nicht, betonte aber, dass er den Tod des Türstehers billigend in Kauf genommen habe.
Die Körperverletzungsdelikte waren am Vormittag mit Blick auf die ohnehin zu erwartende mehrjährige Haftstrafe von der 1. Strafkammer eingestellt worden.
Geständnis nach wochenlangem Schweigen
Am Vormittag hatte der Angeklagte sein bisheriges Schweigen gebrochen und über seinen Verteidiger die angeklagte Tat eingeräumt. Er bestritt aber jede Tötungsabsicht. "Ich kann bis heute nicht nachvollziehen, was passiert ist." Sein Mandant sei an dem Neujahrsmorgen 2018 durch Alkohol- und Kokainkonsum enthemmt gewesen, erklärte Verteidiger Daniel Wölky.
Laut Anklage hatte der damals 22-Jährige in der Düsseldorfer Innenstadt in der Nacht zum 1. Januar 2018 gegen halb vier morgens mit seinem Auto an der Hintertür der Nachtresidenz gezielt auf den Türsteher draufgehalten, nachdem dieser und seine Kollegen ihn und seinen Bruder mit Nachdruck der Disko verwiesen hatten. Zuvor hatte es in dem Club einen Streit zwischen dem Bruder des Angeklagten mit den hauseigenen Sicherheitsleuten gegeben.
Mit gemietetem 3er-BMW in Passage gerast
In dem schmalen Eingangsbereich des Clubs waren vier Diskomitarbeiter von dem Auto erfasst und verletzt worden - darunter auch der Türsteher. Als der 36-Jährige verletzt auf der Straße lag, hatte ihn der Angeklagte mit seinem Auto erneut gezielt überrollt und schwer verletzt.
Das hatte die Anklage als versuchten Mord aus Heimtücke gewertet. Das Opfer erlitt unter anderem Hirnblutungen und zahlreiche Brüche an Armen und Beinen.
"Ich habe das gar nicht bemerkt, dass ich den überrollt habe", ließ der Angeklagte heute vortragen. "Es tut mir leid und ich kann mich nur entschuldigen, obwohl die Tat unentschuldbar ist."
Das Opfer ist schwerbehindert
Das heute 43-jährige Opfer hatte im Prozess unter Tränen als Zeuge ausgesagt, dass es sich an den Vorfall nicht mehr erinnern könne. Er sei zu 100 Prozent schwerbehindert und auf ständige Hilfe angewiesen, sagte der vierfache Vater. "Ich habe damals sechs Liter Blut bekommen und über zwei Jahre im Rollstuhl gesessen. Meine Frau lässt sich scheiden."
Nach der Tat war der Angeklagte mit seinem Bruder nach Wuppertal gefahren und der eigenen Schilderung zufolge Tage später nach Spanien gefahren.
Nach dem Mann war mit europäischen Haftbefehl gefahndet worden. Aber erst über fünf Jahre später konnte der Angeklagte in Spanien festgenommen werden. Am 10. Oktober des vergangenen Jahres war er an die deutschen Behörden ausgeliefert worden.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporter vor Ort