Ibrahim Isik fährt seit mehr als 40 Jahren Taxi in Düsseldorf. An diesem verregneten Nachmittag wirkt er besonders nachdenklich. Seine Schicht ist in einer Stunde zu Ende und in seiner Taxibörse zählt er 70 Euro – glatt. "Früher waren es 13 oder 15 Fahrten pro Tag. Heute ist es vielleicht die Hälfte", sagt er. Einer der Gründe könnte sein, dass die Konkurrenz gewachsen ist.
Mehr Uber als Taxi
Uber gibt es schon seit fünf Jahren in Düsseldorf, aber erst seit diesem Jahr gibt es von solchen privaten Anbietern erstmals deutlich mehr Fahrzeuge als Taxis in der Stadt. Zum Vergleich: Von den privaten Mietwagen mit Chauffeur gab es 2019, also vor Corona, 988 Mietwagenkonzessionen, inzwischen stieg die Zahl auf 1527. Ein Anstieg um 50 Prozent.
Bei der Taxibranche ist die Zahl sogar leicht rückläufig auf insgesamt 1217. Das merkt auch Ibrahim Isik: "Die machen natürlich unser Geschäft nicht ganz kaputt, aber es ist schon ein Umsatz-Unterschied von bis zu einem Viertel."
Taxibranche fordert Obergrenze und Einheitstarif
Viele Taxiunternehmer hätten auch wegen der Kosten schon Taxis stillgelegt. "Weil die Betriebsexistenz gefährdet war. Jeder soll seine Brötchen verdienen, aber man muss einen Einheitstarif schaffen, damit alle gleich behandelt werden", sagt Ibrahim Isik. Die drei Düsseldorfer Zentralen Genossenschaften Taxi Düsseldorf, Taxi Ruf und Rhein Taxi protestieren schon seit längerer Zeit für eine Obergrenze für die Neu-Zulassungen auf dem Markt und die Einführung eines Mindesttarifs für Mietwagen mit Chauffeur.
Aktuell sind private Fahrdienste wie Uber bei ihren Preisen flexibel und unterbieten die Taxipreise oft um bis zu einem Viertel. Konzessionen und Fahrpreise für Taxis legt dagegen die Stadt fest. 4,50 Euro Grundgebühr, dazu 2,20 Euro pro Kilometer.
Uber und Co.: Mindesttarif nicht zeitgemäß
Ein Beispiel: Eine Taxifahrt vom Düsseldorfer Hauptbahnhof zum Flughafen kostet etwa 35 Euro. Beim Vermittler Bolt 34,90 Euro. Uber bietet die Fahrt an diesem Nachmittag für rund 22 Euro an. Das könne sich nicht rentieren, meint Ibrahim Isik, er sieht die niedrigen Preise als Verdrängungsversuch.
Uber, Freenow und seit diesem Jahr auch Bolt argumentieren, flexible und niedrige Preise sorgten bei geringerer Nachfrage für eine bessere Auslastung. Ein Einheits- oder Mindesttarif sei da nicht zeitgemäß.
München als Vorreiter für neue Taxitarife
Thomas Mohnke ist Uber-Unternehmer bei der Düsseldorfer Fahrtdienstfirma TBZ Urban Mobility GmbH. Er fordert dagegen: "Dass es die Chance gebe, für einen flexibleren Taxitarif, weg von diesem starren Tarifkonstrukt. Die Stadt München ist im übrigen Vorreiter an dieser Stelle. Die haben als erste Großstadt in Deutschland ein kleines System eines flexibleren Taxitarifs eingerichtet." Heißt: Taxifahrer wie Ibrahim Isik können dann – wie Uber – je nach Auslastung mal günstiger oder teurer werden.
Für Ibrahim Isik denkbar: "Aber dann müsste es trotzdem irgendwo gedeckelt werden, sonst fängt das mit den Dumpingpreisen an", sagt der Taxifahrer. "Viele Kollegen haben Existenzangst. Sie müssen ihre Familien ernähren mit diesem Job und machen sich schon Gedanken, wie es jetzt weitergeht."
Sowohl die Taxibranche als auch die privaten Fahrdienste haben ein Gutachten erstellen lassen und auf den politischen Weg gebracht. Die Stadt Düsseldorf lässt aktuell ein Gesamtgutachten erstellen und prüft, wie sie in Zukunft mit Taxis und Fahrdiensten wie Uber umgehen will.