Detonation Düsseldorf Mocro Mafia I sv
00:20 Min.. Verfügbar bis 23.08.2026.
Weitere Details zur Explosion im Medienhafen
Stand: 05.09.2024, 17:57 Uhr
Nach der Explosion vor einem Hochhaus im Düsseldorfer Medienhafen betont Innenminister Reul eine neue Brutalität der organisierten Kriminalität.
Von Catrin Risch
Die neuen Informationen zu dem Anschlag im Düsseldorfer Medienhafen stehen in einem Bericht der Landesregierung für den heutigen Innenausschuss im Landtag.
Sprengsatz im Lieferwagen
Laut des Berichts haben zwei unbekannte Personen mit einem Lieferwagen den Sprengsatz transportiert. Eine habe ihn vor dem Haus im Medienhafen deponiert, während die Andere im Wagen gewartet habe. Dann seien beide in dem Lieferwagen weggefahren. Weitere Details werden nicht genannt.
Hinter der Tat und zwei ähnlichen Vorfällen in der Düsseldorfer Innenstadt wird weiterhin die sogenannte "Mocro-Mafia" aus den Niederlanden vermutet.
Exklusives Video von der Tat
Im August war ein Video der Detonation im Düsseldorfer Hafen in der Nacht zu Montag aufgetaucht. Es zeigt die Sekunden vor und nach dem Anschlag:
Eine dunkel gekleidete Gestalt stellt in der Nacht einen hellen Gegenstand vor einem Gebäude ab. Leichter Rauch steigt auf. Der Mensch rennt davon. Sekunden später explodiert der Gegenstand wie ein Feuerball. Funken sprühen bis auf die andere Straßenseite. Warnblinkanlagen von geparkten Autos springen an.
Es ist nur eine kurze Sequenz, die die Überwachungskamera eines Autos in der Nacht zu Montag im Düsseldorfer Medienhafen aufgezeichnet hatte. Es zeigt die Sekunden vor und nach dem Anschlag auf das edle Wohngebäude. Für die Ermittler könnten die Bilder wichtige Hinweise zu den Hintergründen der Tat liefern.
Ermittler prüfen Video
Insgesamt 65 Beamte der Kölner Polizei ermitteln aktuell. Es gibt eine Expertengruppe, die sich mit organisiertem Verbrechen befasst. Weitere Details der Ermittlungen und zum Video von der Polizei und Staatsanwaltschaft stehen in einem Bericht der Landesregierung.
Mocro-Mafia im Visier
Bereits am Tag des Anschlags hatte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer Parallelen zu anderen Explosionen der vergangenen Wochen gesehen, für welche die sogenannte niederländische "Mocro-Mafia" verantwortlich sein soll: "Es gibt Anzeichen dafür, weil der Modus Operandi - wie es so schön heißt - ähnlich ist: Detonation nachts im Erdgeschoss vor Mehrfamilienhäusern vorzugsweise. Das würde schon ins Bild passen, aber ob es tatsächlich so ist, ist Gegenstand jetzt der Untersuchungen." Seitdem macht die Staatsanwaltschaft aus "ermittlungstaktischen Gründen" keine weiteren Angaben mehr.
Reul: Wir müssen das sehr ernst nehmen
Gegenüber dem WDR bezog NRW-Innenminister Herbert Reul Stellung. Laut Reul sei es noch relativ neu, dass niederländische Drogenbanden mit so einer Brutalität jetzt auch in Deutschland zuschlagen würden. In der Innenausschusssitzung sagte er am Donnerstag: "Das ist eine neue und andere Qualität, die wir sehr ernst nehmen müssen."
NRW-Innenminister Herbert Reul
Trotzdem würde durch die gute und schnelle Zusammenarbeit mit den niederländischen Behörden bereits ein dutzend Mitglieder der sogenannten Mocro-Mafia im Gefängnis sitzen. Genau diese grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Ermittler müsse noch intensiver werden, so Reul.
Landeskriminaldirektor Peter Mosch sagte im Innenausschuss, dass die Strukturen der organisierten Kriminalität, wie sie die Mocro-Mafia betreibt, in NRW erstmalig seien.
Dritter Anschlag in Düsseldorf
In der Landeshauptstadt ist es der dritte mutmaßliche Anschlag innerhalb kürzester Zeit: Am 11. Juli explodierte ein Sprengsatz vor einem Geschäftsgebäude. Vier Tage später soll ein Unbekannter auf eine Eingangstür geschossen haben. In der Nacht zum 18. August dann die Explosion im Düsseldorfer Hafen.
Hinweis der Redaktion zum Begriff "Mocro-Mafia": Auch wir verwenden diese Bezeichnung, weil sie weit verbreitet ist. Da die Bezeichnung umstritten ist, setzen wir sie in Anführungszeichen. Denn anders als der Name suggeriert, besteht das Netzwerk den Daten zufolge eben nicht ausschließlich aus Mitgliedern mit marokkanischen Wurzeln. Vielmehr handelt es sich um multinationale Banden, die etwa Kontakt zu spanischen Kriminellen halten und vor allem Geschäfte mit Kokain und Cannabis machen.
Unsere Quellen:
- Polizei Köln
- Staatsanwaltschaft Köln
- Innenausschuss NRW
- WDR-Reporter vor Ort