Nach der überraschenden Einstellung des Zeitungsdrucks in der hauseigenen Jahrhunderte alten Druckerei demonstriertenen am Donnerstag die meisten der 200 freigestellten Drucker. Am Nachmittag liefen erste Gespräche zwischen Arbeitnehmervertretern und der Geschäftsleitung. Die Arbeitnehmer werfen dem Verlag kalkulierten Rechtsbruch vor, weil der Betriebsrat nicht an den Entscheidungen beteiligt worden sei, nicht einmal Informationen bekommen habe. Der DuMont Verlag äußert sich dazu nicht.
Harald Hartung, Betriebsratsmitglied und seit Jahrzehnten in der Druckerei beschäftigt, wirft DuMont asoziales Verhalten vor. Er betont, dass unsozial ein viel zu mildes Wort wäre für das, was in der vergangenen Woche geschehen sei. Noch vor der Information über die Schließungspläne an den Betriebsrat und die Belegschaft habe der Verlag am Feiertag, am 3. Oktober, Material und Technik aus der Kölner Druckerei entfernt.
Verdi wirft DuMont Rechtsbruch vor
Seit Donnerstag werden die drei Kölner Zeitungen von DuMont - Kölner Stadtanzeiger, Kölnische Rundschau und Express - bei der RheinZeitung in Koblenz gedruckt. Die "Verletzung der Informations- und Mitwirkungspflicht in der Unterbliebenen Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat bei einer so wichtigen Entscheidung" sei ein Rechtsbruch, sagt Verdi-Gewerkschaftssekretär Viktor Efa.
Betriebsrat Harald Hartung kündigte einen harten Verhandlungskurs an. Die Belegschaft sei überaltert. Die meisten würden kaum noch einen Job finden und er mache sich keine Illusionen, dass der Verlag doch noch seine Meinung ändere. Nach Auslaufen des Arbeitslosengeldes drohe den meisten Arbeitnehmern später ins Bürgergeld abzurutschen - mit entsprechend negativen Auswirkungen auf die Rentenhöhe.
Er fordert einen auskömmlichen Sozialplan, um die Beschäftigten sozial abzufedern und verwies darauf, dass auch 250 Leiharbeiter schlagartig ihren Job in der Druckerei verloren hätten. Den DuMont-Beschäftigten könne erst zum Jahresende gekündigt werden, weil bis dahin noch ein Tarifvertrag mit Kündigungsschutz laufe. Die anderen Mitarbeiter im Verlag wüssten jetzt, was sie von ihrem Zeitungshaus halten können und wie schnell sie ihren Job verlieren können.
DuMont wollte sich heute nicht äußern und verwies auf eine schriftliche Erklärung aus der vergangenen Woche. Darin war angekündigt worden, die Druckerei zu schließen und das Unternehmen zu einem vollständig digitalen Medienhaus zu entwickeln.