Zwölf Jahre lang hatten Heinzelmännchen die Lok repariert, ersetzt, ergänzt und wieder in Stand gesetzt, vor allem in Krefeld. Tausende von ehrenamtlichen Arbeitsstunden und viel Geld hat das gekostet. Viele Spenderinnen und Spender haben alles dafür getan, dass die Lok wieder fährt.
Bundespolizei stoppt die Fahrt
Doch die erste Fahrt der schwarz-roten Dampfmaschine auf Rädern endete schnell. Sie wurde bestaunt und fotografiert – und das war auch der Grund für das abrupte Ende des ersten Ausflugs: Einige der Trainspotter standen im Gleisbereich!
Die Bundespolizei stoppte die Fahrt mehrmals. Auch Züge der Deutschen Bahn mussten warten. Kamen zu spät. Fielen aus. Und die Veranstalter des Unternehmens "Nostalgiereisen", für das die Lok künftig im Einsatz ist, brachen die Fahrt der Dampflokomotive schließlich ab.
Eine E-Lok zog die Waggons samt Dampflok wieder in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Nach der großen Begeisterung große Enttäuschung.
Lok 1940 in Berlin gebaut
Endlich dampft, pfeift und rattert die Lok wieder über die Schienen.
Auch bei Sandor Nicklich. Der ist der Vorsitzende des Vereins, der sich gegründet hat, um die Lokomotive, die längst verschrottet sein sollte, wieder zum Laufen zu bringen. Der Verein heißt "FASZINATION DAMPF". 1940 wurde die Lokomotive in Berlin gebaut. Da waren die meisten Aufträge für den Bau dieses Lok-Typs bereits storniert worden. Denn jetzt war Krieg, andere, stärkere Loks waren gefragt.
Wechselhafte Geschichte
Zum Beispiel solche, die mit Panzer beladene Waggons ziehen konnten. Nach dem Krieg und dem Untergang des Nazi-Reichs wurde Lok 01 1106 wieder eingesetzt. Und von 1954-57 von Kohlefeuerung auf den Betrieb mit Schweröl umgestellt und dabei völlig umgebaut.
Sie brachte wieder Menschen in den Urlaub. Bekam 1968 ihre neue Nummer 01 104 – 4, die bis heute vorne auf der Lok steht. 1974 wurde sie ausgemustert. Vor der Verschrottung bewahrte sie ein englisches Eisenbahn-Museum, das sie auf die Insel holte. Jürgen Nicklich, der Vater des heutigen Lokomotivführers und Vereinsvorsitzenden, gehört zu denen, die die Lokomotive dann 1996 von England nach Süddeutschland holten und ausstellten.
Zukunftspläne für die Dampflok
Erst Jahre später der Plan, sie wieder fahrtüchtig zu machen. 2007 war das. 2011 begannen die praktischen Arbeiten – zunächst in Crailsheim. Dann mehr und mehr in Krefeld, weil dort Fachleute der Krefelder Eisenbahn Werkstätten wichtige Aufgaben bei der Restaurierung übernahmen.
Jürgen Nicklich, sein Sohn Sandor, dessen Bruder Marko und andere - im Kern ein gutes Dutzend Männer - trafen sich an unzähligen Wochenenden in der Werkshalle, um ehrenamtlich mitzuarbeiten. Der eine brauchte bloß mit dem Fahrrad zu kommen.
Dieter Seltmann dagegen fuhr dazu in den vergangenen Jahren etwa jedes zweite Wochenende mehr als 500 Kilometer von Nürnberg nach Krefeld und schließlich nach Mönchengladbach, wo die Lok nun anderthalb Jahre bei der "Centralbahn" stand, die ebenfalls Nostagie-Bahnfahrten anbietet.
Tests bis zur letzten Minuten
Fast fertig, aber eben doch fast. Bis zur letzten Minute vor dem Start wurde die Lok getestet und verbessert. Neuer Aufbruch und plötzlicher Abbruch Und dann endlich die erste Fahrt mit rund 500 Passagieren. Die Nicklich-Brüder wechseln sich als Lokführer und Heizer ab. Ihr Traum ist wahrgeworden. In Herzogenrath dann der unerwartete Abbruch der Fahrt, die von Mönchengladbach über Aachen, Köln, Neuss und Krefeld gehen sollte.
Den Abbruch zu verantworten haben offenbar mehrere Dampflokfans, die sich und den Zugverkehr gefährdet haben sollen, weil sie im Gleisbereich auf ihren Schnappschuss warteten.
Neue Touren im Blick
Vorgesehen ist, dass die Dampflokomotive bald wieder unterwegs ist. Nach Bielefeld. Nach Hamburg. Von Hamburg nach Sylt. Und dass die Fahrt dann auch nach Plan verläuft. An der 01 1104 soll es nicht liegen. Wenn man ein Whuuuu-huu von der Lok hört – dann geht es wieder los.