Vor einem Computerbildschirm sitzt ein Mann mit Headset.

Cyber-Angriffe: Wie Bund und Länder die Katastrophe üben

Stand: 27.09.2023, 05:00 Uhr

Behörden von Bund und Ländern üben seit Mittwoch, wie sie einen massiven Cyber-Angriff auf Deutschland abwehren. An dem Planspiel sind mehr als 60 Behörden beteiligt. Das Drehbuch hat das BBK in Bonn geschrieben.

Von Sebastian Tittelbach

Es ist eine etwas umständliche Abkürzung, die in diesen Tagen auf den Fluren der deutschen Katastrophenschutzbehörden wieder zu hören ist: Die "LÜKEX 23" steht an, die neunte Länder- und Ressortübergreifende Krisenmanagementübung - das "EX" steht für das englische "Exercise".

Seit gut 20 Jahren üben Bund und Länder regelmäßig, wie sie extreme Krisen meistern wollen. Und jedes Mal findet die Übung im Stillen statt. Es werden keine Sirenen heulen, keine Einsatzwagen rollen, auch die Warnapps bleiben leise. Die Teilnehmenden trainieren stattdessen, wie Absprachen im Krisenfall schnell und effektiv ablaufen können.

Wie Bund und Länder die Katastrophe üben

00:43 Min. Verfügbar bis 27.09.2025


Fiktive Angreifer zielen auf IT-Netze und starten Medienkampagne 

"Anders als bei einer Katastrophenschutzübung, in der taktische Einheiten vor Ort Einsatzabläufe praktisch üben, üben bei der LÜKEX Entscheidungstragende. Menschen aus dem Krisenmanagement üben zusammen die Bewältigung einer Krisenlage", beschreibt Ralph Tiesler, Präsident des Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in Bonn, die Idee. Das BBK hat das Drehbuch für die zwei Übungstage geschrieben. Auch die deutsche Cyberschutz-Behörde BSI ist beteiligt, denn dieses Mal geht es um einen bundesweiten Cyberangriff auf die IT-Netze des Bundes.

Üben für ein Extremszenario

Auf einem Bildschirm ist eine Weltkarte zu sehen. Darauf steht "Fire Eye Cyber Threat Map".

Die Behörden richten sich auf international Cyber-Angriffe ein.

Genaue Details verrät Tiesler nicht, damit die Übung möglichst realistisch ist. Bekannt ist nur, dass sich die Cyberangriffe im Übungsverlauf verschärfen werden und die Angreifer zusätzliche eine Medienkampagne starten. Die Teilnehmer sollen sicherstellen, dass auch dann noch die Staats- und Regierungsfunktionen aufrecht erhalten bleiben. Ein Extremszenario, wie das BBK betont. Zum ersten Mal nehmen alle Bundesländer an einer solchen Übung teil. Dazu kommen Bundesbehörden, Ministerien, die Bundesbank, auch die Deutsche Telekom und der Malteser Hilfsdienst sind eingebunden.

"In der Krise Köpfe kennen"

BBK-Präsident Tiesler erhofft sich einen nachhaltigen Trainingseffekt: "Es sollen zwischen den Beteiligten Netzwerke entstehen, die auch über die Übung hinaus Bestand haben." Katastrophenschützer sprechen vom 3-K-Prinzip: In der Krise Köpfe kennen. Das heißt, wer in Übungen zusammengearbeitet hat, weiß im Ernstfall, mit wem er es zu tun hat. Zwei Tage sind für die LÜKEX 23 angesetzt. Im Anschluss beginnt eine mehrmonatige Auswertung und Analyse der Übung. Daraus sollen Handlungsempfehlungen entstehen, die Krisenmanagements verbessern.

LÜKEX 23 wurde gleich zwei Mal verschoben, in der Corona-Pandemie und zu Beginn des Ukrainekriegs waren die Katastrophenschutzbehörden zu stark eingebunden, um den Ernstfall zu üben. 2018 wurde bei LÜKEX eine Gasmangellage in Süddeutschland durchgespielt.