Kritische Infrastruktur - Cyber Security

Cyberangriff verhindert? LKA-Durchsuchungen in Köln und Aachen

Stand: 17.08.2023, 16:12 Uhr

Ein junger Kölner soll als Kopf einer Gruppe von Onlinekriminellen illegale Handelsplattformen im Internet betrieben und Hackerangriffe unterstützt haben. Nun erfolgte der Zugriff durch das LKA.

Immer wieder wird vor groß angelegten Cyberangriffen auf Institutionen und Unternehmen gewarnt. Oftmals bleibt nur noch Gelegenheit, den Schaden so gering wie möglich zu halten. Doch nun könnte das Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen möglicherweise eine kurz bevorstehende Attacke verhindert haben. Cybercrime-Experten durchsuchten nach Angaben der Behörde mehrere Wohnungen in Köln und Aachen und stellten Beweismaterial sicher.

Im Fokus der Polizei steht ein 20 Jahre alter Kölner. Der Hauptverdächtige soll als Kopf einer Gruppe von Onlinekriminellen illegale Handelsplattformen im Internet betrieben und Hackerangriffe unterstützt haben. Die Ermittler stellten diverse Notebooks, Handys und Speichermedien sicher. Bereits unmittelbar nach den Durchsuchungen hätten die Ermittler Zugriff auf verschlüsselte Systeme bekommen, so dass darauf gespeicherte Daten ausgewertet werden könnten. In einer Wohnung fanden die Ermittler zudem Messer und Munition. Es wurde ein Strafverfahren wegen illegalen Waffenbesitzes eingeleitet.

Täter wollen ihre Opfer erpressen

Zum Hintergrund: Es habe Hinweise auf kurz bevorstehende Cyberangriffe mit spezieller Schadsoftware, sogenannter Ransomware, gegeben, hieß es. "Ransomware ist letztendlich eine Software, die Teile oder das gesamte Unternehmensnetzwerk und die Rechner und die Server verschlüsselt, so dass man an seine eigenen Daten nicht mehr rankommt", erläuterte Cybercrime-Ermittlungsleiter Dirk Kunze vom Landeskriminalamt gegenüber dem WDR. Somit würden betroffene Unternehmen und Institutionen handlungsfähig - und das sei das Ziel der Täter, die ihre Opfer erpressen wollten mit dem Hinweis: wir können eure Daten wieder entschlüsseln, ihr müsst halt nur bezahlen.

Welche Unternehmen und Institutionen im Fokus der Onlinekriminellen, die im Netz schon verschiedene Straftaten begangen haben sollen, standen, sagte das LKA aus ermittlungstaktischen Gründen nicht.

Landeskriminalamt hat für Unternehmen Tipps in Sachen Cybersicherheit

Das Problem: "Die Onlinekriminalität in Nordrhein-Westfalen nimmt stetig zu", sagt Dirk Kunze. Allein im vergangenen Jahr sei eine dreistellige Zahl von Unternehmen auf diese Weise angegriffen worden. Tipps, wie Unternehmen sich bestmöglichst vor Cyberangriffen schützen können, gibt es beim Landeskriminalamt.

Die Prävention ist eines unserer Standbeine insbesondere für Unternehmen. Wir haben auch eine zentrale Hotline eingerichtet. Die 02119394040. Das ist auch unsere Rufnummer bei Cyberangriffen, an die sich Unternehmen wenden können so dass dann eine erste Bewertung der Situation vorgenommen wird. Dirk Kunze, Cybercrime-Ermittlungsleiter beim Landeskriminalamtt NRW

Mehr Ermittler gegen Cyberkriminalität

Nordrhein-Westfalen wappnet sich zunehmend gegen Cyberkriminalität. Erst Anfang Juli hatte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) angekündigt, dass zum 1. September mehr als 420 neue Planstellen für Polizeibeamte zur Verfügung stünden und diese unter anderem den Kampf gegen Cyberkriminalität verstärken sollten. Immer wieder sorgen Attacken für Schlagzeilen. So kam im Frühjahr heraus, dass sämtliche Hochschulen Nordrhein-Westfalens in den vergangenen fünf Jahren von Cyberangriffen heimgesucht wurden - in unterschiedlichem Ausmaß.

Cyberangriffe in Deutschland auf hohem Niveau

Am Mittwoch veröffentlichte das Bundeskriminalamt (BKA) auch neue Zahlen zu kriminellen Cyberangriffe in Deutschland. Die liegen demnach weiter auf hohem Niveau. So wurden im vergangenen Jahr knapp 139.000 entsprechende Fälle registriert. Das war im Vergleich zum Vorjahr zwar ein Rückgang um 6,5 Prozent. Zugleich lag die Gesamtzahl erneut bei mehr als 130.000 - diese war laut BKA erstmals 2020 im Zuge der Coronapandemie erreicht worden.

Zugleich wies das BKA auf ein großes Dunkelfeld sowie die Tatsache hin, dass in der Statistik nur von Tätern im Inland begangene Taten erfasst werden. Sofern aus dem Ausland heraus ein Angriff auf deutsche Unternehmen oder Institutionen erfolge, werde dieser nicht berücksichtigt. Deren Zahl sei im vergangenen Jahr nach Erkenntnissen aus ergänzenden Lagebildern jedoch um acht Prozent gestiegen.

Mit Material der Agenturen dpa und AFP.