Polizeiautos vor einem Haus.

Prozess um Cannabis-Plantage mitten in Bonn

Stand: 11.04.2023, 06:54 Uhr

Vor dem Bonner Landgericht startet am Dienstag ein Prozess gegen drei Männer, die in einem Wohnhaus mitten in Bonn Marihuana angebaut haben sollen.

Von Christoph Hensgen

Die Angeklagten, 34, 45 und 61 Jahre alt, müssen sich jetzt wegen gemeinschaftlichen Drogenhandels verantworten. Die Bonner Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, mindestens 36 Kilogramm Marihuana für fast 150.000 Euro verkauft zu haben. In einem Wohnhaus im Stadtteil Kessenich sollen die Männer auf drei Etagen des Gebäudes eine professionelle Plantage mit mindestens 1.200 Pflanzen betrieben haben.

Anwohner beschweren sich bei Polizei über Cannabis-Geruch

Im September vergangenen Jahres hatten Anwohner die Polizei auf die Spur des Trios gebracht. Die Nachbarn hatten sich beschwert, dass es rund um das Haus in der Aloys-Schulte Straße stark nach Cannabis riechen würde. „Außerdem hätten sie beobachtet, dass die drei Männer immer wieder große Mengen an Pflanzenerde in das Haus tragen würden“, sagt Gerlind Keller, Sprecherin des Bonner Landgerichts.

Für Drogen-Fahnder der Bonner Polizei bestand sofort der Verdacht, dass in dem Wohnhaus eine Cannabis-Plantage betrieben wird. Dieser Verdacht erhärtete sich, als eine Abfrage beim Stromversorger ergab, dass der Verbrauch in dem Haus auffällig hoch war.

Durchsuchung auch ohne richterlichen Beschluss

Die Polizisten beantragten sofort einen Durchsuchungsbeschluss. Doch noch bevor ein Richter den unterzeichnen konnte, riefen erneut Anwohner der Aloys-Schulte-Straße im Kriminalkommissariat an: Vor dem Haus würde wieder ein weißer Miet-Transporter parken, drei Männer würden Sachen ins Haus tragen. Auch ohne richterlichen Beschluss entschlossen sich die Drogen-Fahnder sofort dazu das Haus zu durchsuchen. Denn: Hier könnte Gefahr im Verzug sein, Beweise könnten verloren gehen.

Cannabisplantage in einem Gebäude

Mit einem Großaufgebot umstellte die Polizei das Eckhaus und nahm die jetzt Angeklagten fest. Im ersten und zweiten Obergeschoss sowie im Dachgeschoss entdeckten Beamte die professionell betriebene Cannabis-Plantage. Insgesamt 36 Kilogramm Marihuana, so die Bonner Staatsanwaltschaft, sollen die drei Mieter dort abgeerntet und verkauft haben – für mindestens 4.050 Euro pro Kilogramm.

Anklage: Männer hatten neue Aufzucht bereits vorbereitet

„Als die Polizei das Haus am Abend des 15. September durchsucht hat, sollen die Männer gerade alles für eine neue Aufzucht von Cannabispflanzen vorbereitet haben“, so Gerichtssprecherin Gerlind Keller. Den Männern drohen im Falle einer Verurteilung lange Haftstrafen. Ein Urteil wird Ende Mai erwartet.

Über dieses Thema berichten wir am 11. April 2023 im WDR Fernsehen: Lokalzeit aus Bonn, 19:30 Uhr