Streit um Werbetafeln in Bonner City
Lokalzeit aus Bonn. 13.11.2023. Verfügbar bis 13.11.2025. WDR. Von Jörg Sauerwein.
Bonn bittet Geschäfte für Werbeaufsteller zur Kasse
Stand: 13.11.2023, 21:06 Uhr
Werbeaufsteller vor Geschäften gehören oft zum gewohnten Straßenbild. In der Bonner Innenstadt müssen Geschäftsleute jetzt dafür zahlen und die Schilder kurioserweise trotzdem wegräumen.
Von Jörg Sauerwein
Die Friseurin Hülja Arslan regt sich immer wieder auf, wenn sie über den Brief spricht, den sie von der Stadt Bonn bekommen hat: "Das macht mich echt sauer – hat die Stadt keine anderen Probleme, als sich mit diesen Schildern zu beschäftigen?" Seit zwei Jahren betreibt Arslan ein Friseurgeschäft am Kaiserplatz. Seitdem stand immer ein Werbeaufsteller - auch Kundenstopper genannt - direkt vor ihrem Schaufenster.
Viele Geschäftsleute sind sauer
Friseurin Hülja Arslan vor ihrem Kundenstopper, den sie nicht mehr aufstellen darf
Dies sei wichtige Werbung, mit der sie zum Beispiel auf Rabattaktionen aufmerksam machen könne, sagt die Friseurin. Der Bereich für Fußgänger ist an dieser Stelle mehr als vier Meter breit, ein Problem für den Verkehr gibt es also nicht. Trotzdem musste sie jetzt knapp 30 Euro für das Aufstellen der Werbetafel bezahlen. Das ist der Preis, der außerhalb der Innenstadt für Kundenstopper jährlich fällig wird. Trotzdem darf die Geschäftsfrau ihren Aufsteller nun nicht mehr nach draußen stellen. Laut Satzung ist das in der Innenstadt verboten.
Geschäftsleute: "Hier gibt es wichtigere Probleme"
Noch ärgerlicher ist Güni Yüksel ein paar Meter weiter. Er betreibt ein Restaurant mit Außengastronomie und hatte jahrelang gleich zwei Schilder auf dem Weg stehen. Am Kaiserplatz gebe es immer wieder Ärger mit Obdachlosen, Drogenabhängigen und Vandalismus, erklärt Yüksel und zeigt auf einen demolierten Tisch: "Der ist anscheinend heute Nacht kaputt gemacht worden. Das passiert hier dauernd."
Aber anstatt sich darum zu kümmern, kassiere man lieber bei den Geschäftsleuten für Werbeschilder, die bisher niemanden störten, so der Vorwurf des Geschäftsmannes. Die beiden sind mit ihrer Meinung nicht allein. Auch die Inhaber von benachbarten Eisdielen und Cafés bekamen Post: "Dafür zahlen: Ja, Schilder aufstellen: Nein", kommentiert einer das Vorgehen der Stadt.
Schilder wurden lange nicht kontrolliert
Die Stadt weist auf eine Gestaltungs- und Werbesatzung für die Bonner Innenstadt hin, zu der auch der Kaiserplatz gehört. Damit habe die Stadt schon vor Jahren die Aufenthaltsqualität und Attraktivität bestimmter Bereiche verbessern wollen, sagt Carsten Sperling, Abteilungsleiter des Ordnungsamtes. Dazu gehöre auch der optische Eindruck, und deshalb seien die Kundenstopper hier verboten.
In der Corona-Zeit hätten die Ordnungsamt-Mitarbeiter das allerdings nicht kontrolliert, erläutert Sperling. Jetzt aber nehme man die Kundenstopper wieder in den Fokus. In nächster Zeit dürften also auch noch weitere Geschäftsleute Post bekommen. Denn beim Gang durch die Innenstadt finden sich immer noch zahlreiche Werbeschilder vor Geschäften.
Einbußen befürchtet
Friseurin Arslan hat kein Verständnis für die Regelung und fürchtet, dass sie künftig weniger Geld verdient: "So verliere ich definitiv Kunden. Wenn die von weitem in die Straße sehen, denken die, ich habe geschlossen, weil kein Schild vor der Tür steht". Ihr Kundenstopper bleibt jetzt drinnen. Denn im Wiederholungsfall könnte durchaus ein Bußgeld fällig werden, heißt es von Seiten der Stadt - und das könnte theoretisch im vierstelligen Bereich liegen.